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DOI: 10.1055/s-2007-983140
Ist bei Frühgeborenen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nasaler CPAP möglich?
Hintergrund: Die nasale CPAP-Anwendung mit üblichen Methoden ist bei Früh- und Neugeborenen mit Gesichtsfehlbildungen deutlich erschwert bzw. nicht durchführbar. Kürzlich erfolgte ein Fallbericht über die Masken-CPAP-Applikation bei einem Frühgeborenen mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte im Alter von 3 Wochen (1). Fragestellung: Ist eine nCPAP-Applikation bei Frühgeborenen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nach Anpassung einer Gaumenplatte möglich? Patienten und Methode: Die Patienten (n=4) wurden zwischen der 28. und 33. Schwangerschaftswoche mit den Zeichen eines Atemnotsyndromes geboren (Geburtsgewicht: 1160 bis 1680g). Drei der vier Patienten hatten eine einseitige Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, ein Patient eine beidseitige Spaltbildung. Die Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erhielten unmittelbar postnatal eine Rachentubus-Anlage (Fa.Vygon, 3mm ID, Aachen) über die normal geformte kontralaterale Nasenseite. Der Rachentubus wurde über einen mononasalen Adapter (B+P Ltd., Neunkirchen-Seelscheid) mit dem medijetÔ – Generator (medijet 1020Ô, Medical Innovations, Puchheim) konnektiert. Über ein InfantFlowÔ-Treibergerät (Infant FlowÔ system, e.m.e. Ltd., Birmingham) wurde der CPAP generiert. Um Luftleckagen zu unterbinden, wurde der Spaltdefekt nach außen mittels Hydrokolloid- Streifen (VarihesiveÔ, E.R. Squibb&Sons, ConvaTec, München) abgeklebt. Der so generierte PEEP blieb dauerhaft auf dem gewünschten Druckniveau (5–7cm H2O) erhalten. Innerhalb der ersten 24 Lebensstunden wurde eine modifizierte Gaumenplatte nach Hotz und Gnoinski (2) moduliert und eingelegt. Unmittelbar nach Einsetzen der Gaumenplatte konnte der Rachentubus sowie die Hydrokolloid – Streifen entfernt und die CPAP-Applikation über eine Maske fortgeführt werden. Der applizierte CPAP erzeugte dauerhaft ein PEEP auf dem gewünschten Druckniveau (5–7cm H2O). Ergebnisse: Die Therapie wurde zwischen 2 und 19 Tage ohne Komplikationen durchgeführt. Die Methode versagte bei dem Patienten mit doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, da der nasale Tubus nicht fixiert und eine Dichtigkeit des CPAP-Systems nicht erzielt werden konnte. Schlussforgerung: Bei Frühgeborenen mit Atemnotsyndrom und einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist die respiratorische Stabilisierung durch eine modifizierte nCPAP-Applikation in Kombination mit frühzeitiger Anlage einer Gaumenplatte möglich. Sie scheitert möglicherweise bei doppelseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Hier sollte bei respiratorischen Problemen eher die endotracheale Intubation erfolgen.
Literatur:
(1) McMahon RM, Bagchi I, Worsey S, Kumararatne B. Use of mask continuous positive airway pressure in a preterm infant presenting with bilateral cleft lip and palate. J Laryngol Otol 2006; 120(3):228–229.
(2) Hotz M, Gnoinski W. Comprehensive care of cleft lip and palate children at Zurich university: a preliminary report. Am J Orthod 1976; 70(5):481–504.