Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV284
DOI: 10.1055/s-2007-983116

Postnatales Management von Patienten mit kongenitaler Zwerchfellhernie: Konsensusvorschlag der ECMO-Zentren Mannheim und Rotterdam nach Umfrage von 15 teilnehmenden Zentren

V Herrmanns 1, D Tibboel 2, T Schaible 1
  • 1Kinderklinik, Klinikum Mannheim, Mannheim
  • 2Department of Paediatric Surgery Erasmus MC, Sophia Children's Hospital, Rotterdam, Niederlande

Hintergrund: Obwohl die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) eine lebensrettende Intervention darstellt, wird der Stellenwert des Einsatzes von ECMO bei kongenitaler Zwerchfellhernie (CDH) immer noch kontrovers diskutiert. Am ECMO-Zentrum Mannheim ist man überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Einsatz von ECMO und der verbesserten Überlebensrate bei CDH. Die Erfahrung der letzten 15 Jahre hat zu einem Therapiestandard geführt, der die Grundlage für den in dieser Studie benutzten Fragebogen war. Fragestellung: Gibt es einen europäischen bzw. deutschen Konsens über das postnatale Management von Patienten mit CDH, ermittelt anhand eines Fragebogens? Material und Methode: Es wurde an 45 Zentren Fragebögen versandt. 13 Kliniken haben den Vorschlag der ECMO-Zentren Rotterdam und Mannheim durch ihre zurückgesandten und ausgefüllten Fragebögen beurteilt. Zwei weitere Zentren wollen noch antworten. Es wurden 23 Behandlungsvorschläge in Bezug auf Erstmaßnahmen im Kreissaal, Management auf der Intensivstation, Indikationen für den Einsatz von ECMO, spezielle Medikation der Patienten mit CDH und Therapie unter ECMO aufgestellt, die dann beurteilt werden sollten. Von einem Konsens wird bei einer 2/3 Mehrheit ausgegangen. Die Auswertung des Fragebogens erfolgte semiquantitativ. Die Antworten wurden in die vier Kategorien komplette Zustimmung, teilweise wird zugestimmt, Ablehnung und Enthaltung eingeteilt. Ergebnisse: Bei den Erstmaßnahmen im Kreissaal fanden 4 von 6 Aussagen einen Konsens. Bei dem Management auf der ICU konnten für 5 von 7 Aussagen eine Zustimmung ermittelt werden. Ein Konsens für die Indikationen für den Einsatz von ECMO konnte bei 3 der 4 Aussagen getroffen werden. Eine Übereinstimmung bei der speziellen Medikation der Patienten mit CDH konnte in 3 von 4 Aussagen getroffen werden. Bei den 3 Aussagen zur Therapie unter laufender ECMO wurde bei zwei Aussagen ein Konsens gefunden. Mehrfach gewünscht wurde die Bestimmung des Zeitpunktes der Kontaktaufnahme mit dem ECMO- Zentrum. Von den 13 Kliniken waren 4 weitere ECMO-Zentren. Diskussion: Zur Konsensfindung für internationale Behandlungsrichtlinien konnte bei der Befragung von 15 Kliniken für 17 von 23 Behandlungsstrategien ein Konsens ermittelt werden. Dieser Konsens soll als Vorschlag für eine Leitlinie dienen. Schlussfolgerung: Eine Standardisierung in der Behandlung der kongenitalen Zwerchfellhernien ist Vorraussetzung in Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Dieser Vorschlag soll als Leitlinie auch europäische Bedeutung erlangen. Offen bleibt vorerst die Frage des pränatalen Managements.