Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A114
DOI: 10.1055/s-2007-983019

Fehldiagnose Brustprellung – ein seltener Fall eines primären pleomorphen Angiosarkoms der Mamma

A Stahlenbrecher 1, A Gocht 2, D Uthgenannt 3, E Palitza-Hoch 4, R Lettau 5, J Hoch 1
  • 1Klinikum Neustadt, Klinik für Hand-, Brust- und Plastische Chirurgie, Neustadt/Holstein, Deutschland
  • 2Praxis für Pathologie, Lübeck, Deutschland
  • 3Onkologische Praxis, Lübeck, Deutschland
  • 4Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
  • 5Praxis für Gynäkologie, Lübeck, Deutschland

Weichteilsarkome der Brust sind mit etwa 0,04 bis 1% aller Brusttumoren selten. Während sekundäre Angiosarkome häufiger bei prämenopausalen Patientinnen nach BET eines Karzinoms und Radiatio beobachtet werden, beschränkt sich die Beschreibung primärer Angiosarkome in der Literatur auf Einzelfälle. Unspezifische klinische Untersuchungsergebnisse, immunhistochemischer Nachweis endothel-assoziierter Antigene, eine mittlere Überlebenszeit von etwa 13–22 Monaten nach primär operativer Behandlung und die hämatogene Metastasierung in Lunge, Pleura und Peritoneum kennzeichnen das Krankheitsbild.

Wir berichten über den Fall einer 70-jährigen Patientin, die nach einer Hüftgelenksersatzoperation stürzte und sich dabei die rechte Brust prellte. Das „Hämatom“ wurde innerhalb von 5 Monaten fast wöchentlich in einer chirurgischen Praxis punktiert, bis durch die zunehmende monströse Raumforderung eine andere Ursache vermutet und eine gezielte Diagnostik in Form einer Mammographie und Biopsie veranlasst wurde, die den Nachweis eines seltenen primären pleomorphen Angiosarkoms ergab. Durch die en-bloc-Resektion des 1631g schweren Tumors mit der kompletten Brust entstand ein ausgedehnter Thoraxwanddefekt, der mit einem kontralateralen Pectoralislapppen, integriert mit einem Spalthauttransplantat, einer Verschiebelappenplastik präaxillär und eine mediale Transposition der linken Mamma plastisch-chirurgisch gedeckt werden konnte. Eine Nachbehandlung findet bis heute unter onkologischer Ägide statt.

Häufigkeit, Pathologie, Behandlung und Prognose des pleomorphen Angiosarkoms werden mit diesem Fall dargestellt, wobei auch beispielhaft die interdisziplinären Zusammenarbeit in einem Brustzentrum hervorgehoben werden soll.