Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A64
DOI: 10.1055/s-2007-982969

Überlebensvorteil durch die Umstellung auf Anastrozol nach 2 Jahren Tamoxifen-Therapie (Switch) versus fortgesetzte Tamoxifen-Therapie: die ARNO95-Studie im Kontext der aktuellen Studienlage

M Kaufmann 1, W Jonat 2, J Hilfrich 3, H Eidtman 4, G Gademann 5, I Zuna 6, G von Minckwitz 7
  • 1Klinikum d. Johann-Wolfgang-Goethe Universität, Zentrum für Frauenheilkunde, Frankfurt, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Kiel, Frauenklinik, Kiel, Deutschland
  • 3Henrietten Stiftung, Gynäkologie, Hannover, Deutschland
  • 4Universitätsklinik Kiel, Frauenklinik, Kiel, Deutschland
  • 5Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Klinik für Strahlentherapie, Magdeburg, Deutschland
  • 6Institut für Statistik, SKM, Wiesbaden, Deeutschland
  • 7Klinikum der J.W.Goethe-Universität, Frauenklinik, Frankfurt, Deutschland

Zielsetzung: Der initiale adjuvante Einsatz von Aromatasehemmern (AI) bei postmenopausalen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs hat gegenüber Tamoxifen signifikante Vorteile in Verträglichkeit und Effektivität. Mehrere Phase-III Studien haben den Switch auf einen AI der dritten Generation nach 2–3 Jahren adjuvanter Tamoxifen-Therapie untersucht: ARNO95 und ITA mit Anastrozol, IES mit Exemestan. Hier sollen die Effektivitätsdaten dieser Studien zusammengefasst und in den Kontext der adjuvanten Datenlage gestellt werden. Material/Methoden: ARNO95, ITA und IES hatten ein vergleichbares Studiendesign: Patientinnen, die bereits 2–3 Jahre mit Tamoxifen behandelt waren, wurden zu weiteren 2–3 Jahren Tamoxifen oder Umstellung (Switch) auf AI randomisiert. In der ABCSG8-Studie wurden die Patientinnen vor Therapiebeginn zu 5 Jahren Tamoxifen oder zu 2 Jahren Tamoxifen gefolgt von 3 Jahren Anastrozol randomisiert. Eine gemeinsame Auswertung der ARNO95 und ABCSG8-Studien war in den Studienprotokollen vorgesehen. Ergebnisse: Der Wechsel von Tamoxifen auf einen AI ging in allen Studien mit einem signifikant besseren krankheitsfreien Überleben einher, in IES und ITA mit einem besseren metastasenfreien Überleben, in ARNO95 und der Metaanalyse von ARNO95/ABCSG8 und ITA war auch der Überlebensvorteil signifikant. Die prospektiv geplante Sequenz in ABCSG8 erbrachte keinen zusätzlichen Nutzen. Zusammenfassung: Der Switch von Tamoxifen auf einen AI verbessert das krankheitsfreie, metastasenfreie und Gesamtüberleben (bisher nur in ARNO95 signifikant). Postmenopausale, hormonrezeptorpositive Patientinnen, die bereits 2 Jahre Tamoxifen einnehmen, sollten auf einen AI umgestellt werden. Die zu Therapiebeginn geplante Sequenz kann für Patientinnen mit hohem Rezidivrisiko derzeit nicht empfohlen werden, da das Rezidivrisiko innerhalb der ersten 2–3 Jahre am höchsten ist1.

1 Howell A, Lancet2005

Ergebnisse großer adjuvanter Studien mit Aromatasehemmern

Studie

Design

Aromatasehemmer (AI)

Anzahl Patientinnen

Nodal-status positiv (N+ in %)

Medianes Follow-up (Monate)

Krankheitsfreies Überleben HR (95% CI)

Metastasenfreies Überleben HR (95% CI)

Gesamtüberleben HR (95% CI)

ARNO95

Switch

Anastrozol

979

26%

30,1

0,61; p=0,023 †

NB*

0,48; p=0,025 †

IES

Switch

Exemestan

4724

44%

55,7

0,76; p=0,0001 †

0,83; p=0,03 †

0,83; p=0,05 (nur ER+/ER?)

ITA

Switch

Anastrozol

448

99%

36,0

0,35; p=0,001 †

0,49; p=0,06 †

NB*;
p=0,1

ABCSG8

Sequenz

Anastrozol

2529

25%

31,1

0,62; p=0,011 †

0,67; p=0,095

0,93; p=0,71

ARNO95/ABCSG8

Switch/Sequenz

Anastrozol

3224

25,5%

28,0

0,60; p=0,0009 †

0,61; p=0,0067 †

NB*; p=0,16

ARNO95/ABCSG8/ITA

Metaanalyse

Anastrozol

4006

44%

30,0

0,59; p<0,0001 †

0,61; p=0,002 †

0,71; p=0,04 †

GROTCA4B/ITA

Metaanalyse (Mortalität)

Aminogluthetimid/Anastrozol

828

85,5%

78,0

NB*

NB*

0,61; p=0,007 †

ATAC

AI versus Tamoxifen

Anastrozol

6186

34%

68,0

0,87; p=0,01 †

0,86; p=0,04 †

0,97; p=0,7

BIG1–98

AI versus Tamoxifen + Sequenz

Letrozol

4922 (nur AI vs. Tam)

42%

51,0

0,82; p=0,007 †

0,81; p=0,03 †

0,91; p=0,35

† signifikant; * NB=nicht berichtet