Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A13
DOI: 10.1055/s-2007-982918

Gynäkologische Langzeitsicherheit in der ATAC-Studie: Weniger Nebenwirkungen, operative Interventionen und Endometriumanomalien unter Anastrozol als unter Tamoxifen bei Frauen mit Mammakarzinom in der Postmenopause

W Distler 1 für die ATAC-Studiengruppe
  • 1Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland

Zielsetzung: Bei der adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms mit Tamoxifen (TAM) treten eine Reihe unerwünschter, gynäkologischer Symptome und Befunde bis hin zu Pathologien des Endometriums auf, die oft eine invasive Diagnostik und/oder operative Therapie zur Folge haben. Ziel dieser Untersuchungen war es, die Nebenwirkungen und Sicherheit unter Anastrozol oder Tamoxifen insbesondere für den gynäkologischen Bereich zu vergleichen. Materialen und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller unerwünschten, gynäkologischen Symptome und pathologischen Befunde (unerwünschte Ereignisse), die nach COSTART-Begriffen in der Datenbank der ATAC-Studie (ISRCTN 18233230) registriert waren. Ergebnisse: Von den 9366 postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom, die für die ATAC-Studie randomisiert wurden, erhielten 6186 entweder ANA oder TAM als Monotherapie und 4465 davon hatten eine intakte Gebärmutter bei Studienbeginn (ANA: 2229 Pat. vs. TAM: 2236 Pat.). Beim Vergleich beider Medikamente konnten unter ANA signifikant weniger gynäkologische Nebenwirkungen und pathologische Befunde als unter TAM beobachtet werden (20,5% vs. 34,2%), da unter ANA insbesondere weniger Ereignisse von Vaginalblutungen, Endometriumhyperplasien, -neoplasien und Fluor vaginalis auftraten. Die geringere Inzidenz von gynäkologischen Nebenwirkungen bedeutete weniger operative Eingriffe unter ANA im Vergleich zu TAM, welches sowohl für die diagnostischen (21,8% vs. 29,4%) als auch für die therapeutischen (8,4% vs. 15,4%) Interventionen gilt. Die meisten unerwünschten Ereignisse unter TAM traten in den ersten 2,5 Jahren der Adjuvanz ein. Zusammenfassung: Anastrozol führt seltener als Tamoxifen zu Nebenwirkungen und pathologischen Befunden im gynäkologischen Bereich. Diese Aussage gilt insbesondere für die ersten 2,5 Jahre der adjuvanten Behandlung, so dass eine up front-Gabe von Anastrozol auch aufgrund des gynäkologischen Nebenwirkungsprofils sinnvoll ist.