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DOI: 10.1055/s-2007-982875
Unseriöse Diagnostik und Therapie bei vermeintlichen Umweltkrankheiten
Problemstellung
Die überwiegende Mehrzahl der Patienten, die an den sogenannten „neuen Umweltkrankheiten“ wie SBS (Sick Building Syndrom) und MCS (Multiple Chemical Sensitivity) leiden, weisen weder organische Erkrankungen noch toxikologische oder allergologische Belastungen auf; die RKI-Studie zu MCS hat darüber hinaus keinen Hinweis auf metabolische Veränderungen wie z.B. Enzympolymorphismen ergeben.
Demgegenüber ist eine erhebliche und zeitlich bereits weit vorangehende psychiatrische Morbidität häufig.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist daher das Konzept, solche Umweltkrankheiten bei vielen Patienten als Sonderform einer somatoformen Störung zu begreifen, für Krankheitsverständnis und Behandlung am ergiebigsten.
Allerdings versuchen Netzwerke von Ärzten und nichtärztlichen Anbietern, diese Patienten teils aus subjektiver Überzeugung, teils wirtschaftlichem Interesse als „chronisch Umweltkranke“ in Abhängigkeit von ihren Dienstleistungen zu bringen und von der Inanspruchnahme psychotherapeutischer Hilfen abzuhalten.
Mitbehandelnde Ärzte, aber auch umweltmedizinische Beratungsstellen sind über die in diesem Zusammenhang eingesetzten angeblichen diagnostischen und therapeutischen Verfahren nicht immer ausreichend informiert.
Überblick über Verfahren in der Pseudo-Umweltmedizin:
Es werden die gängigsten Verfahren vorgestellt, die von unseriösen Anbietern an vermeintlich umweltkranken Patienten angewandt werden. Neben einer Darstellung der Kosten und Risiken werden auch exemplarisch die weitreichenden individual- und sozialmedizinischen Konsequenzen illustriert.
Zusammenfassung
Patienten mit vermeintlich umweltbedingten Störungen werden oftmals Opfer unseriöser Praktiken in Diagnostik und Therapie. Diese können pseudo-schulmedizinisch, aber auch alternativmedizinisch ausgestaltet sein. Neben finanziellen Einbußen und gesundheitlichen Gefährdungen perpetuieren solche Praktiken unzutreffende subjektive Krankheitsmodelle und verhindern eine fundierte Diagnostik und Behandlung.