Es ist keine neue Erkenntnis, dass in den an Industriegebiete angrenzenden Wohngebieten
und Gemengelagen überdurchschnittlich viele sozial schwache Familien leben. Die Sozialschwäche
bezieht sich nicht nur auf das Einkommen, sondern auch auf den Bildungsstand.
Im Vortrag werden die Umweltbelastungen der Wohnbevölkerung durch verhüttende Industrie
im nördlichen Harzvorland (Oker und Harlingerode) und im Ruhrgebiet (Dortmund und
Duisburg) dargestellt. Die Entstehung dieser Wohngebiete und die Sozialisation stehen
in engem Zusammenhang mit der Gründung und dem Betrieb der Hütten, die den Anwohnern
Arbeit und Brot gaben. Auch Wechselwirkungen zwischen Umweltbelastung und Sozialstatus
werden diskutiert.
Angesichts der heute „sauberen“ Hüttenindustrie und der Schließung von Hütten und
dem damit verbundenen Rückgang der Umweltbelastung, stellt sich die Frage: Kann man
ehemalige umweltmedizinische „Hot-Spots“ einfach abhaken? Diese Frage stellt sich
sowohl aus umweltmedizinischer als auch sozialer Sicht. Die von der Bundes- und den
Landesregierungen aufgelegten Förderprogramme müssen nicht nur Umweltbelastungen und
–schäden beseitigen, sondern auch die Sozialstation und die Bildung der betroffenen
Wohnbevölkerung fördern.