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DOI: 10.1055/s-2007-982813
Ist die Effektivität von Eingliederungshilfe wissenschaftlich belegt? – Eine Analyse am Beispiel des Betreuten Wohnens
Im Rahmen einer Längsschnittstudie in der Region Dresden wurde die Effektivität von verschiedenen Angebotstypen Betreuten Wohnens für chronisch schizophren Erkrankte untersucht.
Über einen Zwei-Jahres-Zeitraum hinweg wurden fünf Patientengruppen (N=244) auf verschiedenen Outcome-Domänen beurteilt, die in folgenden Angebotsstrukturen lebten: psychiatrisches Pflegeheim, sozialtherapeutische Wohnstätte, ambulant betreutes Wohnen, Zuhause mit Familienanschluss, allein in eigener Wohnung.
Mit standardisierten Instrumenten wurden erhoben: psychopathologische Symptome, soziale Behinderungen, subjektive Lebensqualität und der Versorgungsbedarf dieser Patienten. Die Veränderungen auf den Outcome-Parametern waren in allen Subgruppen eher gering, wobei Verschlechterungen insbesondere für die älteren und schwerer behinderten Patienten im Pflegeheim dokumentiert wurden.
Die mit linearen varianzanalytischen statistischen Modellen erhobenen Resultate zeigen, dass die Platzierung in eine der Untersuchungsgruppen nur für die (auf ihren Ausgangswert hin kontrollierte) Entwicklung von sozialen Behinderungen und subjektiver Lebensqualität bedeutsam war.
Kontraste zwischen den Gruppen verdeutlichen die Nachteile von Heimunterbringungen bezogen auf subjektive Lebensqualität, und den Vorteil des Verbleibs im Familienverband hinsichtlich sozialer Behinderungen. Wird eine auch sozialrechtlich relevante Definition von Verbesserung oder Stabilität von Outcome-Domänen zugrunde gelegt, dann imponieren institutionalisierte Settings als die weniger zu präferierende Option für diese Patienten, wenn dieses Kriterium über den Zwei-Jahres-Zeitraum für wenigstens drei der untersuchten Domänen zutreffen soll.
Für gesundheitspolitische Entscheidungen lässt sich folgern, entschiedener in Formen Betreuten Wohnens zu investieren, die darauf abzielen, das autonome Funktionsniveau der Patienten in eigener Wohnung zu verbessern, oder aber die eine Betreuung leistenden Familien zu supportieren.