Gesundheitswesen 2007; 69 - V23
DOI: 10.1055/s-2007-982806

Psychosomatische Störungen und Schmerzen – oft unterschätzte gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Jugendlichen

J Erb 1
  • 1Gesundheitsamt Stuttgart, Stuttgart

Hintergrund: Die Jugend gilt nach wie vor als das „gesunde“ Alter, in dem kaum gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Wenn gesundheitliche Probleme angesprochen werden, handelt es sich vor allem um Allergien oder Unfallverletzungen. Dem gegenüber werden vor allem andere Probleme von Jugendlichen wie Lernprobleme und Schulschwänzen, Arbeitslosigkeit und Kriminalität in der Öffentlichkeit thematisiert.

Ziel: Wir wollten wissen, wie häufig psychosomatische Beschwerden und Schmerzen bei Jugendlichen vorhanden sind, welche auslösenden Faktoren die Jugendlichen selbst angeben und ob es Zusammenhänge mit sozialen Problemlagen gibt.

Methoden: Das Gesundheitsamt Stuttgart führte im Herbst 2005 in Anlehnung an den Kinder- und Jugendgesundheitssurvey KiGGS des Robert Koch-Instituts eine repräsentative Querschnittsstudie (n=546) zum Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten von Jugendlichen (Klassestufe 8 und 9) durch.

Ergebnisse: 45 % der Mädchen berichteten von wiederholten Kopfschmerzen oder Regelschmerzen in den letzten drei Monaten, 40 % über Bauchschmerzen. Bei den Jungen standen Kopfschmerzen mit 28 % an erster Stelle, gefolgt von Rücken-, Bauch- und Beinschmerzen mit knapp 20 %. 27 % der Jugendlichen berichteten, dass diese Schmerzen bereits vor mehr als einem Jahr erstmalig aufgetreten sind. 28 % der Mädchen und 17 % der Jungen gaben an, unter Schlafstörungen zu leiden, 23 % der Mädchen und 14 % der Jungen sind häufig oder immer müde und erschöpft. Häufig werden Schmerzmittel eingenommen, teilweise auch über längere Zeiträume und ohne ärztliche Verordnung.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Die hohe Prävalenz von Schmerzen und psycho- somatischen Störungen bei Jugendlichen macht es erforderlich, dass sich Kinderärzte des ÖGD im Rahmen von Schulsprechstunden und Unterrichtseinheiten mit dem Thema auseinander setzen und die Jugendlichen informieren und beraten.