Gesundheitswesen 2007; 69 - V7
DOI: 10.1055/s-2007-982790

Telefonische Bevölkerungsbefragungen in der Kommune – Rahmenbedingungen und Wirkungen

M Mensing 1, W Werse 1, G Murza 1, M Dickersbach 1
  • 1Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW, Bielefeld

Kurzfassung:

In den letzten Jahren sind repräsentative Telefonbefragungen mit CATI (Computer Assisted Telephone Interviewing) ein wichtiger Baustein der kommunalen Gesundheitsberichterstattung (GBE) geworden. Mit Unterstützung des Landesinstitutes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (lögd) NRW setzen Kommunen telefonische Interviews ein, um lokalspezifische Informationen insbesondere zu Wissen und Einstellung der Bevölkerung in gesundheitsbezogenen Fragen zu erhalten. Die Ergebnisse dieser Befragungen werden in Berichtsform aufbereitet und in den kommunalpolitischen Diskussions- und Entscheidungsprozess eingespeist.

Das lögd hat die durchführenden Kommunen zu den Prozessen im Bereich der Konzeption, Umsetzung und Wirkungen dieser Telefonbefragungen schriftlich befragt. Rückgemeldet wurden die Prozesse und Ergebnisse aus 23 Befragungen (in insgesamt 15 Kommunen). Für diese Kreise und kreisfreien Städte zeigen sich folgende Ergebnisse:

  • Inhalte und Ziele von Befragungen sollten im Vorfeld mit allen potentiell beteiligten Akteuren gemeinsam festgelegt werden. Geschieht dies nicht, scheitern die Berichte häufig an zu hohen Zielsetzungen und unrealistischen Erwartungen.

  • Position und Akzeptanz der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) profitieren von der Veröffentlichung der Berichte und der nachfolgenden Diskussion.

  • Zu den am häufigsten genannten Wirkungen der Gesundheitsberichte zählen Impulseffekte und die Initiierung oder Stärkung der öffentlichen Debatte.

  • In mehr als der Hälfte der Fälle konnten im Nachgang zu den Berichten Handlungsempfehlungen formuliert und Maßnahmen abgeleitet werden.

  • Diese Handlungsempfehlungen orientieren sich am Maßstab des (kurzfristig) Machbaren und der politischen Prioritäten.

  • Obwohl die Berichte in der Mehrzahl der Fälle breit gestreut wurden, wird die Öffentlichkeitsarbeit im Nachhinein oft noch als verbesserungswürdig eingestuft.

Auf der Basis der vorliegenden CATI-Erfahrungsberichte lässt sich für die Kommunen, die dieses Instrument im Rahmen ihrer Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung einsetzen, folgende Tendenz feststellen: Sollen telefonische Bevölkerungsbefragungen in der Kommune nicht nur einen ersten Anstoß geben und Aufmerksamkeit für eine bestimmtes Thema wecken, sondern auch nachhaltige Wirkungen zeigen, indem konkrete Prozesse initiiert werden, ist eine genaue Planung und die Entscheidungsfindung im Konsens, mit Blick für politische Prioritäten und Spielräume unabdingbare Voraussetzung. Im Wesen der Telefonbefragungen (deren Stärke die Erfassung von Meinungen und subjektiven Einstellungen ist) liegt es, dass auch die allgemeine Öffentlichkeit, deutlich stärker als bislang, in den gesundheitspolitischen Diskussionsprozess mit eingebunden werden kann.

Für umfassende Einfluss- und Prozessanalysen in Bezug auf die Wirkungen und Nachhaltigkeit dieser Befragungsergebnisse ist es notwendig, die Erfahrungen der CATI-Kommunen mit denen anderer Kommunen zu vergleichen, die ihre kommunalen Daten für die GBE aus anderen Quellen beziehen bzw. kommunale Gesundheitsplanungsprozesse nicht auf der Basis kommunalspezifischer Daten organisieren und realisieren.