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DOI: 10.1055/s-2007-982786
Sind die Kinder heute wieder kleiner? Daten der Einschulungsuntersuchnungen im Land Brandenburg zwischen 1994 und 2006
Hintergrund: Abgesehen von absoluten Notzeiten, wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde im vergangenen Jahrhundert ein mehr oder weniger kontinuierlicher säkularer Trend verzeichnet. Veränderungen im Größenwachstum gelten als ein Indikator für die Lebensqualität einer Population. In den ersten Jahren nach der Wende hat sich die Akzeleration in den neuen Bundesländern noch verstärkt. Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich der säkulare Trend im Größenwachstum bis in die Gegenwart entwickelt hat.
Material und Methoden: Im Land Brandenburg werden seit Anfang der 90er Jahre alle Einschüler durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst ärztlich untersucht. Für alle Kinder liegen daher Größen- und Gewichtsangaben vor, die standardisiert erhoben wurden. Seit 1994 wurden die Daten von etwa 15.000 bis 30.000 Jungen und Mädchen je Untersuchungsjahrgang gesammelt. Zu Vergleichszwecken werden Daten einer repräsentativen landesweiten Querschnittsuntersuchung aus der DDR vom Ende der 80er Jahre als Referenz verwendet (Greil & Schilitz 1999).
Ergebnisse: Die im Jahr 2006 im Land Brandenburg untersuchten 6-jährigen Kinder und Jugendlichen sind durchschnittlich schwerer, größer und haben höhere BMI-Werte als Ende der 80er Jahre. Die Streuungen für das Körpergewicht und den BMI sind gestiegen. Aber die Veränderungen bei Körpergewicht und -höhe haben sich in der ersten Hälfte der 90er Jahre zugetragen. Ab Mitte der 90er Jahre ist für die Körperhöhe keine Steigerung mehr zu verzeichnen, teilweise sogar ein Rückgang.
Diskussion: Die Daten aus Brandenburg zeigen für die letzten Jahre einen Stillstand im säkularen Trend. In der Diskussion werden verschiedene Hypothesen zu dem Phänomen vorgetragen (soziale Unterschiede, epochale Krisen).