Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P389
DOI: 10.1055/s-2007-982484

Primäre Immunintervention mit oralem/nasalem Insulin zur Prävention des Typ 1 Diabetes bei Kindern mit einem sehr hohen genetischen Diabetesrisiko – Die Pre-POINT (Primary Oral/intranasal INsulin Trial) Studie

L Pan 1, P Achenbach 1, J Barker 2, P Bingley 3, G Chiumello 4, G Eisenbarth 2, J Hasford 5, W Rabl 6, R Roth 7, E Schober 8, E Schönle 9, E Bonifacio 1, AG Ziegler 1
  • 1Institut für Diabetesforschung, München, Germany
  • 2Barbara Davis Center for childhood diabetes, Denver, United States of America
  • 3Southmead Hospital, University of Bristol, Bristol, United Kingdom
  • 4San Raffaele Scientific Institute, Milan, Italy
  • 5Ludwig Maximilians Universität, München, Germany
  • 6Technische Universität, München, Germany
  • 7Universität Graz, Graz, Austria
  • 8Universität Wien, Wien, Austria
  • 9Universität Zürich, Zürich, Switzerland

Fragestellung: Der Typ 1 Diabetes (T1DM) ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern mit weltweit steigenden Inzidenzraten. Die derzeitigen Therapiemöglichkeiten können bei der Mehrheit der Patienten das Auftreten von Spätkomplikationen nicht verhindern. Es bedarf deshalb neuer Strategien zur Prävention der Erkrankung. Da der T1DM durch eine autoimmune Zerstörung der Beta-Zellen entsteht, und Insulin bei Kindern meist das primäre Zielantigen im Autoimmunprozess darstellt, könnte durch frühzeitige Induktion einer protektiven Immunreaktion gegen Insulin, im Sinne einer Schutzimpfung, die Entstehung der Diabetes-relevanten Insel-Autoimmunität verhindert bzw. verzögert werden. In der Pre-POINT Studie soll eine sichere und für das Immunsystem bioverfügbare Dosis und Applikationsform (oral oder nasal) für Insulin bestimmt werden, die dann in einer weiterführenden Präventionsstudie (Diabetes POINT Studie) auf ihre Effektivität bei der Verhinderung des T1DM bei Kindern mit sehr hohem genetischen Diabetesrisiko geprüft wird.

Studiendesign: Pre-POINT ist eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Juvenile Diabetes Research Foundation geförderte internationale Phase I Studie mit Zentren in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, England und den USA. Das Institut für Diabetesforschung in München ist koordinierendes Studienzentrum. Die Studie ist zweiarmig randomisiert, Placebo-kontrolliert und doppel-blind. Die Studiendauer beträgt 18 Monate. Insgesamt sollen 300 (in Deutschland 120) Kinder im Alter von 2 bis 7 Jahren mit familiärer Prädisposition gescreent werden, um 40 Insel-Autoantikörper-negative Kinder (in Deutschland 16) mit sehr hohem genetischen Diabetesrisiko in die Studie einzuschließen. Die Behandlung erfolgt entweder mit oralem oder nasalem Insulin bzw. Placebo über den gesamten Studienzeitraum. Es werden für jede Applikationsform vier Dosierungen geprüft, wobei 24 der 40 Studienteilnehmer ihre Insulindosis nach 6 Monaten Behandlung einmal erhöhen. Über den gesamten Verlauf der Studie erfolgt eine engmaschige Kontrolle von Sicherheitsparametern, Insel-Autoantikörpern, allergischen Reaktionen, Allgemeinbefinden und psychosozialen Faktoren. Endpunkt der Studie ist die Entwicklung einer Immunreaktion gegen Insulin (IgG, IgA Antikörper; T-Zell Reaktivität). Ein Dosis-Findungskomitee entscheidet nach Abschluss von Pre-POINT über die geeignete Insulindosis und Applikationsform, die in der Diabetes POINT Studie verwendet wird. Kindern der Pre-POINT Studie wird die Teilnahme an Diabetes POINT angeboten.

Schlussfolgerung: Pre-POINT ist die erste Antigen (Insulin) spezifische primäre Immuninterventionsstudie bei Kindern mit sehr hohem T1DM Risiko. Bei erfolgreichem Verlauf wird Pre-POINT wichtige Informationen zur Sicherheit, Bioverfügbarkeit, Applikation und Dosis von oralem bzw. nasalem Insulin für die Anwendung in Phase II Präventionsstudien liefern.