Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P388
DOI: 10.1055/s-2007-982483

Einfluss eines erlebnispädagogisch orientierten und strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm (SBSP) auf die Lebensqualität hinsichtlich einer Diabeteserkrankung von Kindern und Jugendlichen

N Abel 1, G Kramer 1, R Schiel 1
  • 1Inselklinik Heringsdorf GmbH, Haus Gothensee, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen, Seebad Heringsdorf, Seebad Heringsdorf, Germany

Einleitung: Nach den „Leitlinie zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus“ der DDG müssen für alle Betroffenen altersadäquate Behandlungs- und Schulungsprogramme durchgeführt werden. In unserer Klinik wurde seit 2005 ein erlebnispädagogisch orientiertes strukturiertes Behandlungs- und Schulungsprogramm (SBSP) entwickelt. Die Erlebnispädagogik befasst sich mit alltäglichen Erlebnissen, mit Gruppen von Gleichbetroffenen, Natur und Herausforderungen. Sie benutzt Erlebnisse zum Erfahrung sammeln, zum Nachdenken, zur Reflektion und zur Ableitung deren Strukturen. Spielerisches, praxisorientiertes Lernen und Erfahren und diabetesspezifische Handlung stehen im Vordergrund. Das erlebnispädagogische SBSP wurde evaluiert.

Methoden: Alle Kinder und Jugendlichen mit Diabetes mellitus, die vom 22.06.-20.07. sowie vom 21.07.-18.08.2006 in unsere Klinik eingewiesen wurden, wurden untersucht (n=64, Alter 13,5±2,4, Diabetesdauer 4,6±3,7Jahre, 47% Mädchen, Insulindosis 0,79±0,29 I.E./kg KG, Insulinanaloga: 83%, intensivierte Insulintherapie 95%, BMI 20,4±3,6 (kg/m2), HbA1c 7,78±1,12% [DCA 200, Normbereich 4,5–5,7%]). Bei allen Kindern und Jugendlichen wurde folgende Fragebogenbatterie standardisiert angewandt: DTSQ, WHO 5, PAID, LOT-R, IPQ-R, ADS, STAI-Trait.

Ergebnisse: Bezüglich der Lebensqualität wurden zu Beginn des SBSP 48,8±23,4 Punkte, nach Teilnahme am strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm über vier Wochen wurden 53,6±20,4 Punkte, p=0,049, erreicht. Die Ergebnisse hinsichtlich Optimismus und Behandlungszufriedenheit sind tendenziell angestiegen (Optimismus: 20,0±4,3 vs. 21,1±4,6 Punkte, p=0,27, Behandlungszufriedenheit: 25,0±6,7 vs. 26,2±5,9 Punkte, p=0,49). In der Korrelationsanalyse ergaben sich positive Korrelationen zwischen Lebensqualität und Optimismus (r=0,317, p=0,011) und Behandlungszufriedenheit (r=0,379, p=0,009). Zu Beginn der Behandlung und am Ende der Behandlung ergaben sich ebenfalls positive Korrelationen zwischen der Lebensqualität und dem Optimismus (r=0,378, p=0,016) sowie der Behandlungszufriedenheit (r=0,47, p=0,001). In der multivariaten Analyse zeigt sich vor und nach Schulung zwischen der Lebensqualität und Optimismus eine Assoziation (R-square=0,199, β=0,476, p=0,007-. vs. R-square=0,123, β=0,396, p=0,041). Alle anderen in die Modelle einbezogenen Parameter zeigten keine Assoziationen.

Schlussfolgerung: Durch die Teilnahme an erlebnispädagogisch orientierten strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm kann die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes gesteigert werden. Die Lebensqualität der Kinder ist wesentlich abhängig vom Optimismus und der Behandlungszufriedenheit. Die aktuelle Qualität der Stoffwechseleinstellung (HbA1c) scheint, wenn keine Folgekrankheiten vorliegen, bei Kinder und Jugendlichen keine deutlichen Auswirkungen auf Lebensqualität zu haben.