Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P385
DOI: 10.1055/s-2007-982480

Behandlungsqualität von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 fünf Jahre nach Transition von der pädiatrischen in die internistische Diabetesambulanz

UA Müller 1, M Schreiber 1, N Müller 1, J Wendenburg 2, A Dost 3, C Kloos 1, W Hunger-Dathe 1, G Wolf 4
  • 1Universitätsklinikum, Klinik für Innere Mediin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
  • 2Kinderarztpraxis, Jena, Germany
  • 3Universitätsklinikum, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Jena, Germany
  • 4Universitätsklinikum, Klinik für Innere Mediin III, Jena, Germany

Fragestellung: Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben erfolgt die Übergabe der Behandlung von Jugendlichen Patienten mit Typ-1-Diabetes an den internistischen Diabetologen in der Regel zum 18. Geburtstag. Jugendliche Patienten haben spezifische Probleme, die bei unkoordinierter Übergabe zu Behandlungsabbrüchen und Weiterbehandlung bei einem nicht diabetologisch qualifizierten Arzt führen können. In der vorliegenden Studie wurden Patientencharakteristika, HbA1c-Entwicklung und die Adhärenz zur internistischen Diabetologie untersucht.

Methoden: Alle 1218 Patienten mit Typ-1-Diabetes die sich von 1990 bis einschließlich 2006 ambulant, teilstationär oder stationär im Funktionsbereich Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen einer Universitätsklinik behandelt wurden, sind nach Alter bei Erstkontakt in drei Gruppen verglichen worden: Jugendliche <20J, junge Erwachsene 20–30J und Erwachsene >30J. Die Behandlungsdaten (aktuellster Wert des jeweiligen Quartals) wurden aus der elektronischen Patientenakte EMIL® exportiert. Die Übergabe jugendlicher Patienten durch den Pädiater der Universitätskinderklinik erfolgte telephonisch in Verbindung mit einer ausführlichen Epikrise und Kopien aller relevanten Vorbefunde. Eine gemeinsame Sprechstunde bestand nicht. Das Team der internistischen Diabetologie besteht aus 4 Diabetologen, 4 Diabetesberatern und einer Psychotherapeutin.

Ergebnisse: 10,3% (n=126) der Patienten waren bei Erstkontakt jünger als 20 Jahre (mittleres Alter 17,5J, Diabetesdauer 5,3J), 28,5% (n=347) waren 20–30J (mittleres Alter 25,2J, Diabetesdauer 8,7J) und 61,2% (N=745) waren 30 Jahre oder älter (mittleres Alter 46,5J, Diabetesdauer 15,6J). Mehr als eine Konsultation hatten 65% der Jugendlichen, 66% der jungen Erwachsenen und 70% der Erwachsenen. Das mittlere Follow up betrug 5,4, 5,5 und 5,7 Jahre. Jugendliche Patienten waren schlanker (BMI 22,7; 23,9; 25,1kg/m2), hatten einen niedrigeren Blutdruck (118/72; 126/78; 135/81mmHg), einen höheren HbA1c bei Erstkontakt (9,86; 8,44; 8,84%), eine höhere Insulindosis (49,5; 44,1; 41,2 IE/d) und eine höhere Anzahl von Insulininjektionen (4,3; 4,1, 3,8/d) als junge Erwachsene oder Erwachsene. Die mittlere Hba1c-Verbesserung im Follow up von 5–6 Jahren von Patienten mit wenigstens zwei Konsultationen war für alle drei Gruppen sinifikant (–0,49% für Jugendliche, -0,99% für junge Erwachsene und –1,15 für Erwachsene). Jugendliche hatten den höchsten Hba1c-Wert bei Erstkontakt und die geringste HbA1c-Verbesserung im Verlauf.

Schlussfolgerungen: Zwei Drittel der jugendliche Patienten bleiben der internistischen Ambulanz treu. Die Adhärenz zu den internistischen Diabetologen einer Universitätspoliklinik ist nicht schlechter als bei älteren Patienten. Jugendliche Patienten haben größere Stoffwechselprobleme und einen geringeren Behandlungserfolg als Erwachsene.