Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P258
DOI: 10.1055/s-2007-982353

Seltene Komplikationen bei Diabetes mellitus: Nekrotisierende Fasziitis im Bereich der autochtonen Rückenmuskulatur als Folge einer perforierenden Kollagenose

K Manolopoulos 1, B Antic 1, A Voigt 1, A Barthel 1, D Roggenlad 2, S Hering 1, HH Klein 1
  • 1Ruhr-Universität Bochum, BG Kliniken Bergmannsheil, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany
  • 2Ruhr-Universität Bochum, BG Kliniken Bergmannsheil, Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum, Germany

Der langjährige Diabetes mellitus geht mit einer vermehrten Häufigkeit und Schwere von Infekten einher. Die häufigsten Infekte finden sich im Respirations- und Urogenitaltrakt, sowie im Bereich der Haut. Wir berichten hier über das Auftreten einer nekrotisierenden Fasziitis im Bereich der autochthonen Rückenmuskulatur bei gleichzeitig bestehender perforierenden Kollagenose bei einer Patientin mit langjährigem Diabetes mellitus.

Eine 41-jährige Patientin stellte sich mit seit 3 Tagen zunehmenden Rückenschmerzen im LWS-Bereich vor. An Vorerkrankungen waren u.a. ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus Typ 1 seit 1978 bekannt (HbA1c 9,8%). Gleichzeitig fanden sich multiforme Hautveränderungen am gesamten Körper – teils scharf begrenzte Plaques mit zentraler Ulzeration, teils massiv verkrustet. Diese wurden im Rahmen einer reaktiven perforierenden Kollagenose bei Diabetes mellitus gesehen und waren bereits mit systemischen und topischen Kostikosteroiden und Antihistaminika seit einem Jahr behandelt worden.

Hier erfolgten bei mässig erhöhtem CRP zunächst der Ausschluss eines pulmonalen Infektes und anschließend mittels CT der Verdacht einer Spondylodiszitis. Trotz umfangreicher Diagnostik blieb der primäre Fokus zunächst unklar. Im Verlauf von 3 Tagen kam es zu massiv steigenden CRP-Werten bis >50mg/dl und es erfolgte bei zunehmenden Schmerzen im BWS/LWS-Bereich eine erneute CT Thorax/Abdomen. Es fand sich nun ein Bild vereinbar mit einer Fasziitis von etwa Höhe BWK 10 bis SWK 2, so dass die Patientin einer chirurgischen Nekrosektomie der autochthonen Rückenmuskulatur zugeführt wurde. Das Bild der nekrotisierenden Fasziitis konnte histopathologisch gesichert werden, als Erreger wurde Strep. pyogenes isoliert. Im Verlauf von 3 Wochen kam es zu einer Normalisierung der Entzündungswerte und die Patientin konnte in die ambulante Behandlung entlassen werden. Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, sich schnell ausbreitende Infektion von Weichteilgeweben und Faszien. Am häufigsten tritt sie als Mischinfektion postoperativ auf, während sie seltener als Monoinfektion und ohne vorhergehende Operation zu finden ist. Die hier beschriebene Ausbreitung der Infektion in der autochthonen Rückenmuskulatur ist atypisch und in der Literatur kaum vorbeschrieben. Die bei der Patientin bestehende perforierende Kollagenose – als seltene Hauterkrankung bei Diabetes mellitus und hauptsächlicher Primärlokalisation im Bereich der unteren Extremitäten –zeigte hier einen Befall des gesamten Integumens mit Einbezug der Rückenpartien. Die dort lokalisierten Läsionen mit zentraler Nekrose sind als prädisponierender Faktor für das Auftreten der Infektion zu sehen. Das rechtzeitige Erkennen der Erkrankung war lebensrettend für die Patientin, da die frühzeitige chirurgische Intervention die einzige therapeutische Möglichkeit darstellt.