Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P227
DOI: 10.1055/s-2007-982322

Untersuchungen zum Übergang von Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes von der pädiatrischen in die internistisch-diabetologische Betreuung

M Niebank 1, R Hartmann 2, I Stoelzel 1, D Deiss 1, O Kordonouri 2
  • 1Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin, Charité CVK, Interdisziplinäres Sozialpädiatrisches Zentrum, Berlin, Germany
  • 2Kinderkrankenhaus auf der Bult, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany

Ziel: Der Übergang von Jugendlichen mit Diabetes von der pädiatrischen in die internistische Betreuung wird im Allgemeinen durch fehlende Übergangsstrukturen gekennzeichnet. Ziel dieser Studie ist daher, in einem Zentrum mit engem Einzugsgebiet die Erfahrungen der Patienten und die Qualität der Weiterbetreuung zu untersuchen.

Methodik: In den Jahren 1994–2003 haben insgesamt 174 Patienten die pädiatrische Betreuung verlassen, die für eine Nachbeobachtung kontaktiert werden konnten. Davon nahmen 90 Patienten (43männlich, 47 weiblich) im Alter von 25,2±3,0 Jahren und mit einer Diabetesdauer von 15,3±5,6 Jahren an der Studie teil und beantworteten einen standardisierten Fragebogen (5-teilige Likert-Skala) zur Bewertung des Übergangs in die internistisch-diabetologische Versorgung, zur aktuellen Therapie und Therapiezufriedenheit sowie zur jetzigen Lebensqualität. 82 dieser Patienten beteiligten sich an einer klinischen Untersuchung (HbA1c, RR, BMI). Zur Bewertung eines zeitlichen Trends wurden die Patienten in 2 Altersgruppen 20–24 Jahre (N=45) und 25–30 Jahre (N=45) eingeteilt.

Ergebnisse: Das Alter der Patienten zum Zeitpunkt des Übergangs betrug 18,8±1,1 Jahre. 69% bzw. 52% der Patienten bewerteten die Information bzw. das Gespräch zum Übergang als positiv, 21% empfanden den Übergang als sehr plötzlich, 18% fühlten sich „aus der Bahn geworfen“. Nach dem Wechsel in die internistische Betreuung gaben 20% der Patienten an, dass eine Therapie-Änderung vorgenommen wurde und 60%, dass Behandlungstermine jetzt seltener stattfanden. 43% der Patienten haben anschließend den Arzt einmal (13%) oder mehrmals (30%) wieder gewechselt. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung befanden sich 74% der Patienten in regelmäßiger Behandlung, beim Diabetologen 70 von 90 Patienten (78%). 29 Patienten (32%) haben eine Pumpentherapie, 58 (64%) 4 oder mehr Injektionen/Tag und 3 (3%) weniger als 4 Injektionen/Tag. Mit der jetzigen Stoffwechselqualität erklärten sich 27% der Patienten zufrieden, aber 50% sind nicht zufrieden. Bei der Nachuntersuchung lag der HbA1c mit 7,7±1,4% signifikant niedriger als beim Übergang (8,4±1,6%, p<0,001). Die HbA1c-Verbesserung war besonders ausgeprägt in der Gruppe der 25–30-jährigen (-1,1%, p<0,001) im Vergleich zu den Jüngeren (-0,3%, p=0,040). Niedrigere HbA1c-Werte wurden bei denjenigen Patienten gemessen, die in regelmäßiger (p=0,005) oder beim Diabetologen (p=0,046) in Behandlung waren. Eine schlechte Stoffwechseleinstellung korrelierte signifikant mit der Therapieunzufriedenheit bezüglich der Blutzuckerwerte (r=0,53), -stabilität (r=0,42) und –eigenkontrolle (r=0,30) sowie mit Ängsten vor Spätkomplikationen (r=0,49).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass sowohl bei der Vorbereitung des Übergangs von der pädiatrischen in die internistische Betreuung Verbesserungsmöglichkeiten bestehen, aber auch dem Anbindungsprozess besondere Beachtung geschenkt werden muss.