Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P187
DOI: 10.1055/s-2007-982282

Mundhygiene, Zahnstatus und Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes mellitus

W Bonfig 1, S Bechtold Dalla Pozza 1, S Bachmann 1, M Buckl 1, S Putzker 1, M Folwaczny 2, HP Schwarz 1
  • 1Diabeteszentrum DDG im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig Maximilians Universität, München, München, Germany
  • 2Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten der Ludwig Maximilians Universität, München, Germany

Der Typ 1 Diabetes mellitus (T1DM) gehört zu den nachgewiesenen Risikofaktoren für eine marginale Parodontitis. Der Einfluss eines T1DM auf die Kariesentstehung wird dagegen kontrovers diskutiert.

Ziel: Vergleich von Zahnstatus, Mundhygiene und Ernährungsgewohnheiten von Kindern mit und ohne T1DM in einer longitudinalen Matched-Pairs Studie. Patienten: 25 Patienten mit T1DM (Alter 14,2±1,4 Jahre, Diabetesdauer 5,8 Jahre, HbA1c 8,0±1,1%) wurden zahnärztlich longitudinal untersucht und mit 25 Jugendlichen ohne T1DM nach Alter und Sozialstatus gematched.

Ergebnisse: Der Plaque Index (API) war bei den Jugendlichen mit T1DM im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht (53,7 vs. 41,8, p<0,05) und sank in beiden Gruppen nach einem Jahr signifikant ab (36,5 und 28,6, p<0,05). Der Sulkusblutungsindex (SBI) war bei den Jugendlichen mit T1DM signifikant erhöht (14,6 vs. 2,2, p<0,05) und veränderte sich im Verlauf in beiden Gruppen nicht. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich des Kariesrisikos, ermittelt als DMF-T/S-Index (Decayed-Missing Filled Teeth/Surface-Index), Speichelflussrate, Milchsäuregehalt im Speichel und Besiedelung mit Lactobacillus spp. und Streptococcus mutans. Bei diesen Parametern gab es auch keine Änderungen im Verlauf.

Die Jugendlichen mit T1DM nahmen signifikant häufiger Mahlzeiten zu sich (4,8 Mal vs. 3,6 Mal am Tag, p<0,05) und aßen auch häufiger Süßes vor dem Schlaf (9 von 25 Probanden mit T1DM vs. 2 von 25 ohne T1DM, p<0,05). Die beiden Patientengruppen unterschieden sich nicht bezüglich der Anzahl an konsumierten Süßigkeiten pro Tag, der Verwendung von Zahnseide, der Häufigkeit des Zähneputzens, der Einnahme von Fluorid oder der Anzahl an Zahnarztvisiten pro Jahr.

Schlussfolgerungen: Jugendliche mit T1DM haben ein erhöhtes Parodontitisrisiko mit höherer Plaqueakkumulation (erhöhter API) und erhöhter Blutungsneigung der Gingiva (erhöhter SBI). Hinsichtlich der Kariesinzidenz ließen sich keine Unterschiede zwischen gesunden Jugendlichen und an T1DM erkrankten Jugendlichen erkennen. Eine gründliche Instruktion zur Mundhygiene führte in beiden Gruppen zu einer signifikanten Verbesserung des API.