Einleitung: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Diabetes mellitus stark mit dem Vorliegen
einer Depression assoziiert ist. Es bleibt jedoch unklar, ob Diabetes selbst oder
bestimmte Merkmale die mit einer Diabeteserkrankung einher gehen das Depressionsrisiko
erhöhen.
Fragestellung: Wie häufig treten eine Major Depression (DSM IV) sowie depressive Episoden (ICD 10)
bei Diabetikern und Nichtdiabetikern auf? Wie unterscheiden sich Typ 2 Diabetiker
(T2D) mit Depression von den Typ 2 Diabetikern ohne?
Methodik: DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische Studie im primärärztlichen
Versorgungssektor, die u.a. versorgungsrelevante Basisdaten zu Diabetes mellitus bereitstellt.
Auf der Grundlage einer bundesweiten Zufallsstichprobe von 3.188 Arztpraxen wurde
im Rahmen einer Querschnittsanalyse (9/2003) der Gesundheitszustand von 55.518 Patienten
standardisiert erhoben. Die Diabetesdiagnose wurde von den Ärzten erfragt, Depression
und Depressivität wurden mit dem Depression Screening Questionnaire (DSQ) bei den
Patienten erhoben. Zur Bestimmung von Unterschieden in den Häufigkeiten wurden Odds-Ratios
(ORs) mit 95% Konfidenzintervallen (95% CI) mittels logistischer Regression berechnet
und nach Geschlecht, Alter sowie Alter * Geschlechtsinteraktion adjustiert.
Ergebnisse: Mit 3,5% war die Prävalenz einer Major Depression (DSM IV) bei Typ 2 Diabetikern
gegenüber Nichtdiabetikern (2,9%) leicht erhöht (OR: 1,30, 95% CI: 1,13–1,50). Gleiches
traf für das Vorliegen einer depressiven Episode (ICD-10) zu: T2D 8,9% vs. Nichtdiabetiker
7,3% (OR: 1,29, 95% CI: 1,17–1,41). Beim Vergleich von Typ 2 Diabetikern mit und ohne
Depression (DSM IV) zeigte sich, dass T2D Patienten mit Depression häufiger von mikro-
und makrovaskulären Folgeerkrankungen betroffen waren (21,9% vs. 13,8%, OR: 1,81,
95% CI: 1,31–2,48). Sie rauchten häufiger (25,0% vs. 13,5%, OR: 2,9, 95% CI: 1,52–2,89)
und waren weniger körperlich aktiv (61,5% vs. 34,5%, OR: 3,03 95% CI: 2,25–4,09).
Häufiger von Depressionen betroffen waren besonders T2D Patienten im Alter von 45–54
Jahren (16,8 vs. 10,7%, OR: 1,69, 95% CI: 1,21–2,36) sowie Patienten ab 75 (28,1%
vs. 22,6%, OR: 1,34, 95% CI: 1,01–1,78). T2D mit Depression wurden seltener rein oral
(37,8% vs. 50,2%, OR: 0,60, 95% CI: 0,46–0,80) und häufiger mit Insulin (25,3% vs.
13,5%, OR: 1,68, 95% CI: 1,23–2,28) behandelt.
Schlussfolgerungen: Die Daten der DETECT Studie zeigen einen geringer ausgeprägten Zusammenhang zwischen
Depression und Diabetes als in der Literatur berichtet wird. Die Prävalenz der Depression
unterscheidet sich nicht wesentlich zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern. Die
erhöhte Häufigkeit von Begleit- und Folgeerkrankungen bei T2D mit Depressionen wirft
die Frage auf, ob nicht die bei Diabetikern anzutreffende Multimorbidität eine größere
Rolle in Hinblick auf die Assoziation von Diabetes und Depression spielt als der Diabetes
selbst.
*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe