Problemstellung: Eine möglichst genaue Blutglukoseselbstmessung durch die Patienten ist eine wesentliche
Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbstbehandlung des Diabetes. Die Glukosemessung
mit Blutzuckermessgeräten zur Eigenmessung basiert in der Regel auf einer Enzymreaktion
des Teststreifens mit der Glukose, wobei ein elektrischer Strom proportional zur Höhe
der Glukose fließt. Da verschiedene Teststreifen-Chargen produktionsbedingte Unterschiede
aufweisen, die sich auf die Enzymaktivität des Testsreifens auswirken, muss mit jeder
neuen Teststreifenpackung das Blutzuckermessgerät auf die jeweilige Charge codiert
werden, um eine optimale Messgenauigkeit zu erreichen. Bei den meisten handelsüblichen
Geräten wird diese Codierung manuell vorgenommen, andere Geräte benutzen einen Code-Chip.
Diese Studie untersucht den Einfluss einer richtigen vs. falschen Codierung (durch
manuelle Fehlcodierung oder durch Benutzung eines inadäquaten Code-Chips) auf die
Messgenauigkeit der Blutzuckermessung mit „Point of Care“ Geräten.
Methodik: An dieser Studie nahmen 154 Diabetespatienten (Alter 53±13J.; Diabetesdauer 13,7±13J.;
Typ 2 Diabetes: 65%; HbA1c 8,9±1,7%) teil. Es wurden 5 „Point of Care“ Geräte (Accu-Chek
Aviva, Roche Diagnostics; Free Style Mini, Abbott Laboratories; One Touch UltraSmart,
LifeScan; BD Logic, BD Medical; Precision Xceed, Medisense) in die Untersuchung einbezogen.
Von jedem Gerätetyp wurde ein Gerät jeweils richtig und ein anderes falsch codiert.
Alle Messungen wurden von einer Study Nurse durchgeführt, die in Hinblick auf die
richtige oder falsche Codierung der Messgeräte verblindet war. Die Ergebnisse jeder
Messung mit den richtig bzw. falsch codierten Blutzuckermessgeräten wurden jeweils
mit einer Referenzmessung verglichen, die mithilfe des Ebio-Photometer (Eppendorf
– Netheler – Hinz GmbH) vorgenommen wurde. Bei allen Blutproben handelte es sich um
Kapillarblut.
Ergebnisse: Die richtig codierten Blutzuckermessgeräte zeigten eine mittlere prozentuale Abweichung
von der Referenzglukosemessung (MAD) von 10,8±13,4%. Die MAD der 5 Gerätetypen schwankte
bei richtiger Codierung zwischen 8,5±6,0% und 15,6±7,7%. Durch eine falsche Codierung
erhöhte sich die MAD signifikant um 4,1±15,7% auf 14,9±11,4%. Die MAD der falsch codierten
Geräte betrug zwischen 9,2±7,1% und 20,9%.
Schlussfolgerung: Die falsche Codierung eines Blutzuckermessgerätes stellt eine relevante Fehlerquelle
bei der Blutzuckermessung dar. In dieser Untersuchung konnten etwa 30% der Abweichungen
von der Referenzmessung auf eine falsche Codierung des Blutzuckermessgerätes zurückgeführt
werden. Daher sollte in der Patientenschulung die Notwendigkeit der richtigen Codierung
von Blutzuckermessgeräten besonders betont und die richtige Codierung praktisch geübt
werden. Es erscheint zudem sinnvoll, bei Blutzuckermessgeräten zur Selbstmessung diese
Fehlerquelle konstruktionsbedingt zu minimieren bzw. ganz auszuschalten.