Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P109
DOI: 10.1055/s-2007-982204

Integrierter Versorgungsvertrag Diabetes mellitus für Kinder und Jugendliche

R Lepler 1, G Discher 1, S Siefert 2
  • 1Kath.Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Pädiatrie, Hamburg, Germany
  • 2Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Qualitätsmanagement, Hamburg, Germany

Fragestellung: Wie kann die Finanzierung von Qualität sichernden und erweiternden Maßnahmen in der Kinder und Jugenddiabetologie langfristig sichergestellt werden? Als pädiatr.-diabetol. Behandlungseinrichtung DDG Stufe 2 führen wir die Leitlinien orientierte Diabetesbetreuung durch. Die Finanzierung etablierter Behandlungsangebote sollte erweitert werden und existierende, nur über Drittmittel finanzierte Module, regulär finanzierbar werden. Als Lösung strebten wir einen „Integrierten Versorgungsvertrag“ mit einer/mehreren Kassen in einem engen Versorgernetz an, der ambulante und stationäre Leistungen einschließen sollte.

Methodik: Das Leistungsangebot beinhaltet stationäre und teilstat. Versorgung durch die KTQ-zertifizierte Kinderklinik, ambulante Versorgung durch eine pädiatr.Schwerpunktpraxis, ophthalmol. Betreuung durch vernetzte Augenärzte und sozialmedizinische Maßnahmen durch eine anerkannte Nachsorgeeinrichtung. Der Vertrag basiert auf zwei Behandlungssträngen: Beginn mit Diabetesmanifestation oder Einstieg im Diabetesverlauf plus optionale Module. Berücksichtigt wurden bestehende (a) und neue (b) Behandlungselemente:

a) Behandlung bei Manifestation plus Langzeitbehandlung plus Aufbauschulungen

b) Amb. Behandlung unabhängig von KV-Ermächtigungsbeschränkungen, b.B. auch bis zum 21. LJ, intensive Ernährungskurse, außerklin. Schulung f. Jugendliche, Einsatz des diabetol. ausgebildeten Psychologen, Sozialmed.Nachsorge/Casemanagement. Nach Ermittlung des Finanzierungsbedarfs aller Module Aufnahme von Verhandlungen mit der Techniker Kasse (TK). In Kenntnis unserer DDG-Zertifizierung zeigte sich diese offen für die Vertragsgestaltung.

Ergebnisse: Die erweiterten Behandlungsmodule wurden von der TK akzeptiert, ein Modul ist derzeit noch in Prüfung. Besonders wichtig ist uns die Festschreibung von psycholog. Leistungen und die weitreichende psychosoziale Betreuung für besonders belastete Familien. Das ökonomische Ergebnis war für beide Verhandlungsseiten tragbar. Vertragserstellung innerhalb 8 Monaten; Vertragsbeginn 1.8.06, am 31.12.06 hatten sich 87% (n=34) der von uns betreuten TK-Versicherten eingetragen. Der Anteil TK-Versicherter in unserer Ambulanz (n=39) beträgt derzeit 15% unserer gesetzlich versicherten Ambulanzpatienten.

Schlussfolgerung: Auch in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen gelang es, eine erweiterte Betreuung diabet. Kinder und Jugendlicher zu etablieren, wodurch Leistungen dauerhaft möglich werden, die bisher ohne finanzielle Deckung erbracht wurden bzw. nicht möglich waren. Durch diesen IV mit erweiterten Modulen gerade im psychosozialen Bereich verspricht sich die Kasse mehr Gesundheit und verringerte Kosten. Die Akzeptanz des Vertrages ist gut. Versorgungsstudien sollten zeigen, wie diese erweiterte Vertragsform zur Verbesserung des Stoffwechsels und der psychosozialen Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes und ihren Familien beiträgt.