Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P90
DOI: 10.1055/s-2007-982185

Das Münchener Schlaganfallregister 2005: Orale Antikoagulation bei Diabetes und Vorhofflimmern

A Vieweg 1, E Standl 1, O Schnell 1
  • 1Institut für Diabetesforschung, München, Germany

Fragestellung: Vorhofflimmern ist ein unabhängiger Risikofaktor für thromboembolische Komplikationen. In den neuen internationalen Leitlinien (ACC, AHA, ESC, 2006) wird eine orale Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern und erfolgter Thromboembolie empfohlen. Für Diabetiker mit Vorhofflimmern wird darüber hinaus eine orale Antikoagulation auch dann empfohlen (ACC, AHA, ESC), wenn einer der folgenden Risikofaktoren (RF) erfüllt ist: Alter >75 Jahre, Hypertonie, Herzinsuffizienz. Für Nicht-Diabetiker mit Vorhofflimmern ist die Indikation gemäß der Leitlinien auch bei Erfüllung zweier dieser RF gegeben. Ziel der Untersuchung war es, die Häufigkeit einer leitlinienorientierten oralen Antikoagulation insbesondere bei Diabetes mit Vorhofflimmern zu untersuchen.

Methodik: Erfasst wurden alle Patienten (n=2434), die 2005 aus der Medizinischen Klinik III des Krankenhauses München-Schwabing entlassen wurden. Insgesamt war nach den neuen Leitlinien bei 244 Patienten (10,0%) die Indikation für eine orale Antikoagulation gegeben: n=98 Patienten (4,0%) mit Vorhofflimmern (VHF) und zerebrovaskulärem Ereignis (ZVE), n=99 Diabetiker mit Vorhofflimmern und einem RF (4,1%), n=47 Nicht-Diabetiker mit Vorhofflimmern und zwei RF (1,9%).

Ergebnisse: 62 der 244 Patienten (25,4%) erhielten eine orale Antikoagulation mit einem Cumarin gemäß der Leitlinien: 22 Patienten mit VHF und ZVE wurden oral antikoaguliert (22,4%). 7 von ihnen waren Diabetiker (26,9%) und 15 waren Nicht-Diabetiker (20,8%). Diabetiker mit VHF und einem weiteren RF (n=99) wurden zu 40,4% (n=40) gemäß den Leitlinien oral antikoaguliert. Im Vergleich erhielten 21,3% (n=10) der Nicht-Diabetiker mit VHF und zwei weiteren RF (n=47) eine orale Antikoagulation (p=0,026).

Schlussfolgerung: Eine leitlinienorientierte orale Antikoagulation erfolgt bei Patienten mit Vorhofflimmern bisher selten. Bei Patienten mit Vorhofflimmern und zerebrovaskulärem Ereignis sowie Diabetikern und Nicht-Diabetikern mit Vorhofflimmern und weiteren Risikofaktoren sollte die bisherige Zurückhaltung bei der in den Leitlinien empfohlenen Cumarinbehandlung überdacht werden.