Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - V36
DOI: 10.1055/s-2007-982131

Lebensstilinduzierte Erhöhung der Insulinwirkung führt zur Verbesserung der endothelialen Funktion und zur Reduktion der Intima-Media-Dicke

K Rittig 1, J Stock 1, N Stefan 1, A Peter 1, C Venter 2, A Fritsche 1, HU Häring 1, B Balletshofer 1
  • 1Universität Tübingen, Abteilung für Endokrinologie, Diabetes, Angiologie, Nephrologie und klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Universität Tübingen, Abteilung für Sportmedizin, Tübingen, Germany

Fragestellung: Querschnittsanalytische Studien belegen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und eingeschränkter endothelialer Funktion (EF). Gegenwärtig liegen jedoch keine Untersuchungen vor, die gezielt den Einfluss einer verbesserten Insulinwirkung per se auf die EF als frühfunktionellen-, und die Intima-media-Dicke (IMD) als frühmorphologischen Atheroskleroseparameter untersucht haben. Das Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb zu untersuchen, ob eine gezielte Verbesserung der Insulinwirkung mittels Lebensstilintervention zu einer Verbesserung der Frühatherosklerosemarker EF und IMD führt.

Methodik: Untersucht wurden 218 Personen (141 Frauen, 77Männer; Alter 46±1 Jahre), mit erhöhtem Risiko für die Entstehung eines Typ 2 Diabetes (BMI>27kg/m2, gestörte Glukosetoleranz, stattgehabter Gestationsdiabetes oder positive Familienanamnese). Die Population wurde vor und nach einer Lebenstilintervention von 9 Monaten hinsichtlich ihrer metabolischen und vaskulären Parameter untersucht. EF (flussmediierte Dilatation [FMD] der A. brachialis) und die IMD wurden mittels hochauflösendem Ultraschall (13MHz) erfasst. Die Insulinsensitivität wurde mittels eines oralen Glukosetoleranztestes nach den Kriterien von DeFronzo und Matsuda ermittelt.

Ergebnisse: Die erreichte Verbesserung der Insulinwirkung ging einher mit einer Verbesserung der FMD (5,34±0,40% auf 6,43±0,46%; p=0,03) und einer Reduktion der IMD (0,56±0,01mm auf 0,54±0,01mm; p=0,03). Damit einergehend reduzierten sich auch die sE-Selektin-Spiegel als Marker einer Endothelzellaktivierung mit der Zunahme der Insulinwirkung (48,0±3,0 zu 41,2±2,7ng/ml, p=0,02). In der Kontrollgruppe, welche keine Verbesserung der Insulinwirkung aufwies, zeigten sich diese Parameter unverändert.

Schlussfolgerung: Erhöhung der Insulinsensivität durch eine strukturierte Lebensstil-intervention führt zu einer Verbesserung der endothelialen Funktion und zu einer Reduktion der Intima-Media-Dicke. Diese Ergebnisse unterstützen die wichtige Rolle der Insulinresistenz für frühfunktionelle-, und frühmorphologische Veränderungen der Gefäßwand, und stellen einen potentiellen Therapie-/Präventionsansatz zur Senkung des kardiovaskulären Risikos für diese Patientengruppe dar.