B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2007; 23(5): 207
DOI: 10.1055/s-2007-981353
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Publication Date:
09 October 2007 (online)

Patienten leiden unter Erschöpfungszuständen

Mehr als 50 % aller Multiple-Sklerose-Patienten leiden unter Erschöpfungszuständen. Spanische Wissenschaftler untersuchten in einer aktuellen Studie, wie konstant dieses Symptom ist und in welchem Zusammenhang es mit körperlichen Beeinträchtigungen oder Depressionen steht (J Neurol. 2006; 253: 1466-1470).

In der Studie von Tèllez et al., Barcelona, Spanien, wurden 227 Patienten untersucht, die unter Multipler Sklerose (MS) litten. Zur Erfassung des Behinderungsgrades wurde die Expanded-Disability-Status-Scale (EDSS) verwendet. Die Erschöpfung wurde mithilfe der Modified-Fatigue-Impact-Scale (MFIS) und der Fatigue-Severity-Scale (FSS) erhoben. Zur Messung von Depressionen diente das Beck-Depression-Inventory (BDI). Die Untersuchungsteilnehmer wurden jeweils im Abstand von 3 Monaten mit der EDSS beurteilt. 12 Monate nach Studienbeginn wurden erneut die Erschöpfung und die Depressionen gemessen. Patienten, die zum Zeitpunkt der Ersterhebung oder beim letzten Follow-up einen Rückfall erlitten, wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Erschöpfung und Depressionen stehen im Zusammenhang

Bei 86,8 % der MS-Patienten mit Erschöpfungszuständen blieb dieses Symptom über den Untersuchungszeitraum hinweg konstant. 25 % der Untersuchungsteilnehmer, die zu Beginn nicht darunter litten, zeigten beim letzten Follow-up deutlich dieses Symptom. Nur der Wert des BDI korrelierte positiv mit den Werten der Erschöpfung: stiegen die Depressionen, vergrößerte sich auch die Erschöpfung der Patienten. Die Forscher fanden hingegen keinen Zusammenhang zwischen dem Fortschreiten der körperlichen Behinderung und der Ermattung.

Fazit

Erschöpfungszustände bei Patienten mit Multipler Sklerose treten häufig auf, sind stabil und remittieren selten. Zudem stehen sie in direktem Zusammenhang mit Depressionen. Bei zukünftigen Studien sollte der Fokus deshalb zunehmend auf die Behandlung dieses Symptoms gelegt werden.

Judith Kautz, Stuttgart