Zusammenfassung
Die Prävention von Infektionen sollte oberstes Ziel der chirurgischen Therapie sein.
Die exakte Evaluierung des Patienten und seine Komorbidität decken eventuell vorhandene
allgemeine Risikofaktoren für eine Wundheilungsstörung auf. Nicht selten handelt es
sich um multifaktoriell belastete Patienten, deren Risikofaktoren sich gegenseitig
potenzieren können. Häufig liegen Erkrankungen der Perfusion vor, wobei zwischen arterieller,
venöser und einer gemischten Insuffizienz unterschieden werden muss, um eine korrekte
Therapie einleiten zu können. Da der Grundumsatz allein durch das Operationstrauma
und die benötigten Bausteine zur Wundheilung auf das Doppelte ansteigen können, sind
mangelernährte Patienten besonders gefährdet. Die gesellschaftlich anerkannten Süchte
„Nikotin” und „Ethanol” haben direkt oder indirekt, wie beispielsweise die Incompliance
bei Alkoholikern, erhebliche negative Auswirkungen. Starke Raucher haben eine um das
Dreifache erhöhte Komplikationsrate bei der Wundheilung, alkoholkranke Patienten zeigen
eine bis zu viermal höhere postoperative Infektrate und eine bis um das Zehnfache
verlängerte Frakturheilung. Bei einem ungenügend eingestellten Diabetes mellitus findet
sich ein bis zu fünffach gesteigertes Wundheilungsstörungsrisiko. Die immer mehr an
Bedeutung zunehmende Gruppe der älteren und alten Patienten zeigt, bedingt durch verminderten
Knochenstoffwechsel und der verminderten biologischen Potenz, ebenfalls ein um das
Dreifach gesteigertes Wundheilungsrisiko. In diesem Zusammenhang erlangt die suffiziente
Therapie der Osteoporose einen erheblichen Stellenwert auch in der Prävention von
Refrakturen.
In der heutigen operativen Medizin tritt daher die Indikationsstellung, unter besonderer
Berücksichtigung der individuellen Risikoprofile des Patienten, neben der technischen
Durchführbarkeit eines Eingriffes immer mehr in der Vordergrund.