Zusammenfassung
Ende der 80er Jahre fanden dorsale Instrumentierungssysteme weite Verbreitung, die
es möglich machten, die Mehrzahl der Frakturen der thorakolumbalen Wirbelsäule operativ
zu stabilisieren. Ein Schlüssel zum Erfolg der neuen Systeme ist das Prinzip der Verankerung
von Schrauben in den Wirbelpedikeln, den stabilsten Bestandteilen der Wirbelsäule.
Sie dienen somit als Verankerungsort für die so genannten Pedikelschrauben, welche
über spezielle Backen mit Längsstäben verbunden werden und so ein winkelstabiles Implantat
bilden, den Fixateur interne. Dieses Implantat ist heute das Standardimplantat zur
Versorgung von Wirbelfrakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule und ermöglicht es,
Wirbelfrakturen unabhängig von der Frakturklassifikation mit einem Eingriff von dorsal
zu versorgen. Der Fixateur interne, den es in zahlreichen Ausführungen gibt, erlaubt
zahlreiche Möglichkeiten einerseits der Reposition, andererseits der Stabilisierung
verschiedener Frakturtypen. Es ist möglich, Wirbelkörper wieder aufzurichten, Achsen
wiederherzustellen oder unter Zuhilfenahme des Prinzips der Ligamentotaxis in den
Spinalkanal einstehende Knochenfragmente zu reponieren. Das System ist nach den Wirkprinzipien
der Zuggurtung, der Neutralisation oder der Abstützung einzusetzen, je nach Frakturklassifikation.
Aufgrund der sehr guten Knochenverankerung der Schrauben ist die dorsale Stabilisierung
bei den meisten operativ zu stabilisierenden Frakturen unverzichtbar, wird aber häufig
in Kombination mit ventralen Verfahren eingesetzt. Dieses ist vor allem dann erforderlich,
wenn bedingt durch Knochenverlust des ventralen Wirbelkörpers eine hohe Wahrscheinlichkeit
eines sekundären Repositionsverlustes besteht. In diesen Fällen folgt das vordere
Vorgehen meistens dem dorsalen, kann aber auch zweizeitig vorgenommen werden.