OP-Journal 2001; 17(2): 132-139
DOI: 10.1055/s-2007-977546
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frakturen und Luxationen der oberen Halswirbelsäule

Dankward Höntzsch, Andreas Badke, Hans-Peter Kaps
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Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Verletzungen der Halswirbelsäule sind durch die exponierte Lage nicht selten. Das Spektrum reicht von leichten Verletzungen wie Verstauchungen bis zu schweren Luxationsfrakturen. Mit die wesentliche Frage ist, ob eine teilweise oder vollkommene Lähmung vorliegt oder nicht. Bei Vorliegen einer sensiblen oder motorischen Lähmung sind im Regelfall immer die Beine betroffen (Paraplegie), zusätzlich können teilweise oder vollständige Ausfälle der Arme- und Handmuskulatur vorliegen, dann sprechen wir von einer Tetraplegie. Das Lähmungsmuster wird durch die Segmenthöhe der Nervenlähmung im Bereich der Halswirbelsäule bestimmt. Es werden Verletzungen der oberen und unteren Halswirbelsäule unterschieden. Die ersten beiden Halswirbel sind anatomisch unterschiedlich zur Restwirbelsäule und bedürfen auch anderer Therapiekonzepte (z.B. Densverschraubung). Die untere Halswirbelsäule (auch mittlere und untere genannt) reicht vom 3.-7. Halswirbel. Der Halswirbelsäule wird funktionell und operationstechnisch häufig noch der 1. und 2. Brustwirbel hinzugerechnet. Die obere Halswirbelsäule kann unterteilt werden in den so genannten kraniozervikalen Übergang. Hierbei wird der gelenktragende und gelenkbildende Anteil der Schädelkalotte funktionell zur Halswirbelsäule gerechnet und für das Zervikalsegment mit der Abkürzung C benannt und als Gegenstück zu C1 mit der Ziffer 0 besetzt. Hieraus resultiert die Bezeichnung „C0”. Der kraniozervikale Übergang wird somit mit C0/C1 beziffert. Die restliche obere Halswirbelsäule wird mit den Übergängen C1/C2 und C2/C3 beziffert. Diese Frakturen benötigen eine aufwändige diagnostische Abklärung und ganz spezielle Operationsmethoden. Das ist Grund, warum Frakturen und Luxationen der oberen Halswirbelsäule gesondert beschrieben werden. Für die Behandlung werden konservative und operative Methoden beschrieben. Bei den konservativen Methoden steht nach der Reposition die Ruhigstellung mit Krawatten in leichteren Fällen und mit dem Halofixateur in schwer zu haltenden Fällen. Bei Frakturen und Luxationen, welche erfahrungsgemäß auch bei Ruhigstellung nicht ausreichend sicher ausheilen und welche trotz äußerer Ruhigstellung mit Krawatte oder Halo sich nicht ausreichend stabil einstellen und halten lassen, sind operative Maßnahmen notwendig. Operative Maßnahmen unterscheiden wir in solche von ventral und von dorsal. Diese Operationsmethoden benötigen spezielle anatomische Kenntnisse und Erfahrungen des gesamten Operationsteams betreffend präoperativer Diagnostik, Lagerung, Abdeckung, Instrumenten und Implantaten sowie der Operationsmethode. Diese Komplexität macht möglich, dass speziell für die Behandlung und dann vor allem die operative Versorgung eine interdisziplinäre Teamarbeit zwischen OP-Pflege, operationstechnischer Assistenz und Operateur notwendig ist.

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