Zusammenfassung
Die Behandlung von Defekten des Gelenkknorpels ist problematisch, da er nur ein geringes
Regenerationspotential besitzt. In Abhängigkeit des Defektausmaßes und der -Ursache
werden derzeit unterschiedliche Verfahren zur operativen Behandlung von Knorpelschäden
eingesetzt. Die in der Vergangenheit etablierten Behandlungsmethoden können zwar eine
Defektauffüllung bewirken, meist handelt es sich jedoch um ein narbiges Bindegewebe
minderwertiger Qualität, das häufig einem vorzeitigen Verschleiß unterliegt. Diese
unbefriedigenden Ergebnisse haben daher zu großen Anstrengungen geführt, neue Therapieverfahren
mit kurativer Zielsetzung zu entwickeln. Die Vermehrung körpereigener Knorpelzellen
unter Laborbedingungen mit anschließender Retransplantation der angezüchteten Zellen
stellt einen solchen Therapieansatz dar. Die eindrucksvollen Ergebnisse dieses auch
als autologe Knorpelzelltransplantation (ACT) bezeichneten Verfahrens, die bisher
vor allem von einer schwedischen Arbeitsgruppe berichtet wurden, konnten von anderen
Autoren nicht immer bestätigt werden. Unsere ersten eigenen Erfahrungen mit der ACT
deuten darauf hin, dass bei adäquater Transplantatqualität und Operationstechnik ein
gutes Ergebnis der ACT vor allem durch die korrekte Indikationsstellung bestimmt wird.
An der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen wird die ACT daher vor allem
bei jungen Patienten mit großen Knorpeldefekten traumatischer Ursache eingesetzt,
bei denen etablierte Verfahren, wie z.B. die Pridiebohrung, erfahrungsgemäß überfordert
sind. Da das Ergebnis der autologen Knorpelzelltransplantation jedoch von einer Vielzahl
unterschiedlicher und komplexer Faktoren abhängig ist, kann ihre Anwendung nur von
hierfür ausgebildeten Ärzten und an spezialisierten Zentren unter Gewährleistung definierter
Qualitätskriterien empfohlen werden. Eine Erweiterung des begrenzten Indikationsspektrums
der ACT wird aber nur durch eine Weiterentwicklung des Verfahrens im Sinne der artifiziellen
Herstellung eines biohybriden Knorpel- oder Knorpel-Knochenimplantats erreicht.