Rofo 2007; 179 - VO_402_4
DOI: 10.1055/s-2007-977156

Die Reaktion der Amygdala auf maskierte ängstliche Gesichter als Maß für „Threat sensitivity“ bestimmt die Geschwindigkeit der visuellen Suche nach emotionalen Gesichtsausdrücken

H Kugel 1, P Ohrmann 1, AV Rauch 1, J Bauer 1, W Heindel 1, T Suslow 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster

Ziele: Die Amygdala stellt eine zentrale Komponente eines Systems der Aufmerksamkeitssteuerung dar, das vor allem bei der Wahrnehmung von potentiell auf eine Gefahr hinweisenden, aber nicht eindeutigen Stimuli wirkt. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Beziehung zwischen „automatischer“ Reaktion der Amygdala auf ängstliche Gesichter – interpretiert als Maß für die individuelle Sensitivität für Bedrohungsreize – und der räumlichen Verarbeitung emotionaler Gesichtsausdrücke. Methode: Bei 20 gesunden Probanden wurde der BOLD-Kontrast der Amygdala als Antwort auf die visuelle Präsentation von fröhlichen, angstvollen und wütenden Gesichtern, zeitlich maskiert mit einem neutralen Gesichtsausdruck (33ms Emotion, 467ms neutrales Gesicht), in Blöcken von je 30s alternierend mit einem Kontrollstimulus gemessen. Die fMR-Daten wurden bei 3 T mit einer Einzelschuss-EPI-Sequenz aufgenommen (TR 3s, TE 30ms, FA 90 grd, 25 axiale Schichten, Voxel 1.75×1.75×3.5mm). Nachfolgend wurde rechnerbasiert eine „Face-in-the-crowd''-Aufgabe mit schematischen neutralen Gesichtern und zusätzlich einem Gesicht mit positivem oder negativem Ausdruck gezeigt, das erkannt werden musste. Die Auswertung erfolgte mit SPM2. Ergebnis: Die Antwort der (rechten) Amygdala auf ängstliche Gesichter korrelierte mit der Geschwindigkeit, mit der ein negatives in einer Gruppe von ansonsten neutralen Gesichtern erkannt wurde. Eine Korrelation zwischen Amygdala-Aktivität bei fröhlichen oder wütenden Gesichtern und der Antwortzeit auf die „Face-in-the-crowd''-Aufgabe wurde nicht festgestellt. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Aktivität der Amygdala bei Präsentation von maskierten Gesichtsausdrücken selektiv mit der Geschwindigkeit korreliert, mit der Emotionen erkannt werden. Die neurobiologisch definierte „Threat sensitivity“ scheint eine wichtige Determinante in der räumlichen visuellen Verarbeitung sozialer emotionaler Signale zu sein.

Korrespondierender Autor: Kugel H

Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Albert-Schweitzer-Straße 33, 48129 Münster

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