Rofo 2007; 179 - VO_312_3
DOI: 10.1055/s-2007-977048

Sichere Einordnung von Nebennieren-Prozessen mit F-18-FDG-PET/CT

B Kemke 1, P Aschoff 1, C Pfannenberg 2, M Shaz 1, H Bihl 1
  • 1Klinikum Stuttgart, Klinik für Nuklearmedizin und PET-Center, Stuttgart
  • 2Tübingen

Ziele: In der Tumordiagnostik bleiben manche Nebennieren(NN)-Prozesse auch nach Einsatz moderner bildgebender Verfahren (CT, MR) unklar. Die Beurteilung dieser Prozesse ist häufig erschwert durch ihre variable Anatomie, ihre heterogene Struktur und ihre geringe Größe. Zudem sind benigne NN-Raumforderungen (Hyperplasie, Adenom) als Zufallsbefunde auch bei onkolog. Pat. häufig (nach Literatur bis zu 6%) und weisen kein sicheres diff.-diagn. CT-Kriterium auf. Hier erwarten wir von der Anwendung der FDG-PET/CT als integriertem nuklearmed.-radiolog. Verfahren durch den funktionellen Aspekt der PET einen Durchbruch in der Artdiagnostik von NN-Prozessen. Dies wird in einem größeren onkologischen Pat.-Kollektiv analysiert. Methode: Retrospektiven Auswertung von 3650 F-18-FDG-PET/CT-Ganzkörperuntersuchungen bei 2176 Pat. (Alter 60,7±11) mit maligner Grunderkrankung fanden sich 217 adrenale Prozesse (Raumforderung in der CT-Komponente und/oder erhöhter (s.u.) FDG-uptake in der PET-Komponente). In diesen Prozessen wurde die Speicherintensität (SUV) im PET und die Dichte (HE) im CT gemessen (Dichtemessungen im CT nativ, post i.v. KM bzw. in der KM-Spätphase). Gleichzeitig erfolgten SUV-Vergleichsmessungen mit der Leber und der kontralateralen NN. Als benigne wurden NN-Prozesse mit einem unauffälligne FDG-uptake (SUV < SUVLeber) gewertet. Als suspekt im Hinblick auf das Vorliegen einer malignen adrenalen TM wurden NN-Prozesse mit erhöhten SUV-Werten (SUV ≥ des SUVLeber; SUV 1,7±0,3) gewertet. Ergebnis: 119 der 217 NN-Prozesse wurden nach o.g. Kriterien als benigne gewertet (Hyperplasie, lipid-arme/lipid-reiche Adenome). Die FDG-Deposition in gesunden NNs erreichte durchschnittlich 80% des SUVLeber. 98/217 (45%) der adrenalen CT-Prozesse wurden nach o.g. Kriterien als maligne eingeordnet (SUV-Wert 6,2±3,2). 84/98 dieser Herde wiesen malignomtypische CT-Charakteristika auf. 14/98 wiesen aufgrund ihrer geringen Größe bzw. ihrer heterogenen Struktur unklare CT/MRT-Befunde auf. Diese konnten alle durch ihren erhöhten FDG-uptake eindeutig zugeordnet werden. In 89/98 dieser Fälle fanden sich weitere tumorsuspekte FDG-Herde in anderen Organen. Eine Verifikation dieser Befundinterpretation erfolgte durch adäquate Verlaufskontrollen. Schlussfolgerung: In dieser Studie erwies sich die F-18-FDG-PET/CT als sicheres und robustes Verfahren, um suspekte NN-Prozesse bei onkolog. Pat. artdiagnostisch richtig einzuordnen. 45% aller NN-Prozesse konnten nach o.g. Kriterien als maligne gewertet werden. Davon 18% im CT/MRT unklar, die nur mit der PET richtig interpretiert werden konnten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass PET/CT bei unklaren NN-Prozessen als die diagnostische Methode der Wahl anzusehen ist.

Korrespondierender Autor: Kemke B

Klinikum Stuttgart, Klinik für Nuklearmedizin und PET-Center, Kriegsberg 60, 70174 Stuttgart

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