Rofo 2007; 179 - VO_217_2
DOI: 10.1055/s-2007-976899

Präoperative MRT bei Patienten mit Rektumkarzinom als Basis für eine selektive Indikationsstellung zur neoadjuvanten Therapie

K Oberholzer 1, P Kunz 1, W Kneist 1, C Orth 1, C Düber 1, T Junginger 1, P Mildenberger 1
  • 1Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Mainz

Ziele: Die neoadjuvante Radiochemotherapie hat beim Rektumkarzinom das Ziel, das Risiko eines lokalen und systemischen Rezidives zu senken. Aufgabe der Diagnostik ist es, diese Risikopatienten zu identifizieren. Der minimale Abstand des Tumors vom zirkumferentiellen Resektionsrand („CRM“=Circumferential Resection Margin) erwies sich neben der pT- und pN-Kategorie als unabhängiger Prognosefaktor für das Auftreten eines Lokalrezidives nach totaler Mesorektumexzision. Ziel war die Identifikation von Risikopatienten mittels hochaufgelöster MR-Bildgebung und Klärung des Einflusses der MR-Diagnose auf die Indikation zur neoadjuvanten Therapie. Methode: 50 Patienten mit bioptisch gesichertem Rektumkarzinom wurden an einem 1.5 T MR-System untersucht und die lokale Tumorausdehnung mit hochaufgelösten T2 gewichteten Turbo Spin- Echo Sequenzen (Voxelgröße 0,6×0,4×3,0 mm3) dargestellt. Neben der T- und N-Kategorie wurde der minimale Tumorabstand zur mesorektalen Faszie, dem potentiellen chirurgischen Resektionsrand (CRM) erfasst. Es erfolgte eine Korrelation mit pathohistologischen Befunden (T- und N-Kategorie bei allen Patienten, CRM in 34 Fällen). Ergebnis: T3 Karzinome (pT3 30/50) konnten mit hoher Genauigkeit diagnostiziert werden (Sensitivität 100%, Spezifität 80%, positiver und negativer Vorhersagewert 88% bzw. 100%). Eine Lymphknotenmetastasierung wurde mit einer Sensitivität und Spezifität von 85% bzw. 78% nachgewiesen (pN+ 20/47). Ein hohes Lokalrezidivrisiko (pCRM ≤1mm 9/34) konnte mit großer Sicherheit vorhergesagt bzw. ausgeschlossen werden (positiver und negativer Vorhersagewert 89% bzw. 96%). Schlussfolgerung: Die Magnetresonanztomographie ermöglicht eine zuverlässige Identifikation von Risikopatienten. Unter Zugrundelegung der T3 Kategorie müssten von 34 Patienten 76% neoadjuvant behandelt werden, unter Berücksichtigung des CRM-Status 26%. Mit der CRM-basierten Indikationsstellung zur neoadjuvanten Therapie kann eine Übertherapie von Patienten mit Rektumkarzinom vermieden werden.

Korrespondierender Autor: Oberholzer K

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz

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