Fragestellung: Der palatale Tremor (oder palatale Myoklonus) ist eine seltene Erkrankung, die zum
Teil idiopathisch, zum Teil symptomatisch bei Hirnstammprozessen auftritt. Bei der
essenziellen Form führen unwillkürliche rhythmische Kontraktionen des M. tensor veli
palatini zu subjektiv störenden und zum Teil auch von außen hörbaren Klick-Geräuschen.
Pharmakologische (v.a. mit Antiepileptika) und chirurgische Therapieverfahren sind
im Allgemeinen wenig wirksam oder nebenwirkungsreich. Die lokale Injektion von Botulinum-Toxin
wurde in den letzten Jahren zunehmend als wirksame Therapie beschrieben. Wir berichten
über drei konsekutive Patienten mit essenziellem palatalen Tremor, die mit Botulinum-Toxin-Injektionen
behandelt wurden.
Methoden: Drei Patienten (w 10J., m 7J., m 50J.) wurden behandelt. Das Klick-Geräusch wurde
mit einem Ohr-Mikrofon aufgezeichnet. Impedanz-Messungen wurden zur Untersuchung der
Funktion der Tuba auditiva eingesetzt. Die Kontraktionen des M. tensor veli palatini
wurden mittels Nadel-Elektromyographie aufgezeichnet, unmittelbar danach erfolgte
die Injektion von Botulinum-Toxin.
Ergebnisse: Bei allen drei Patienten kam es spätestens 1 Woche nach den Botulinum-Toxin-Injektionen
zu einem kompletten Sistieren des palatalen Tremors und der störenden Klickgeräusche.
Die Wirkdauer der ersten Injektion war bei den behandelten Kindern sehr lang, 8 Monate
bei dem 7-jährigen Jungen, bei dem 10-jährigen Mädchen nach 12 Monaten immer noch
anhaltend. An Nebenwirkungen wurde bei dem 7-jährigen Jungen eine passagere Schluckstörung
beobachtet, ansonsten wurde Botulinum-Toxin ausgezeichnet vertragen.
Schlussfolgerungen: Die Injektion von Botulinum-Toxin ist eine sehr effektive und nebenwirkungsarme
Therapie des essenziellen palatalen Tremors und sollte als Therapie der ersten Wahl
eingesetzt werden. Wir konnten insbesondere bei den beiden Kindern einen sehr guten
und sehr lange anhaltenden Effekt beobachten.