Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P312
DOI: 10.1055/s-2007-976440

Perfusionsstörung im cMRT bei zwei Patienten mit prolongierter Mirgräneaura

J Kraus 1, S Golaszewski 1, G Luthringshausen 1, R Hold 1, G Pilz 1, G Ladurner 1
  • 1Salzburg, AT

Einleitung: Die Differenzialdiagnose zwischen akutem ischämischen Hirninsult und prolongierter Aura bei Migräne kann diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Insbesondere im Zeitalter der systemischen Lyse des Hirninfarkts ist diese Differenzialdiagnose entsprechend des „time is brain“-Konzepts für die Patienten von entscheidender Bedeutung. Wir berichten über zwei Patienten, bei denen die Durchführung eines cMRT wegweisend für die Diagnosestellung eine Migräne mit prolongierter Aura war.

Fallberichte: Bei einem 31-jährigen Patienten kam es akut während einer Busfahrt zu einer Sprachstörung. Der hinzugerufene Notarzt brachte den Patienten unter der Verdachtsdiagnose eines Schlaganfalls zur systemischen Lyse in unsere Klinik. Die klinisch-neurologische Untersuchung ergab eine motorisch betonte globale Aphasie, eine Hemianopsie nach rechts sowie eine leichtgradige Hemiparese rechts. Mittels MRT-Diffusionswichtung konnte ein frischer Infarkt ausgeschlossen werden, allerdings stellte sich eine Minderperfusion im hinteren Media-Posteriorgrenzstromgebiet dar. Nach vier Stunden bildete sich die Symptomatik komplett zurück und es kam zu halbseitigen Kopfschmerzen, woraufhin der Patient berichtete, dass bei ihm seit vielen Jahren eine Migräne mit Aura und bisher dreimalig ähnlichen Attacken besteht.

Bei einem 26-jährigen Patienten trat akut eine motorische Aphasie sowie eine leichtgradige Hemiparese rechts auf. Auch bei ihm zeigte sich im Perfusions-MRT eine Minderperfusion im linken temporooccipitalen Mediastromgebiet ohne Darstellung eines Infarktareals in der Diffusionswichtung. Im Weiteren bildete sich die Symptomatik komplett zurück und es kam zu einseitigen pulsierenden Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen. Weiters ergab die daraufhin erhebbare Anamnese, dass der Patient in der Adoleszenz an Migräne mit Aura litt.

Diskussion: Eine kontralaterale Minderperfusion im MRT wurde bisher in der Literatur bei wenigen Patienten mit Migräne mit prolongierter Aura beschrieben. Unsere beiden Fallberichte unterstreichen eindrucksvoll, dass die Durchführung eines MRT in der Akutphase, insbesondere wenn es um die Frage einer Lysetherapie geht, entscheidend zur Diagnosestellung beiträgt.