Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P299
DOI: 10.1055/s-2007-976427

Triplestimulation bei Patienten mit „klinisch isoliertem Syndromen“: Sensibilität in der Detektion klinisch stummer Läsionen im Vergleich mit transkranieller Magnetstimulation und visuellen/somatosensiblen evozierten Potentialen

U Hofstadt-van Oy 1, D Hagenburger 1, C Klawe 1, K Schröder 1, M Maschke 1
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„Clinical isolated syndromes“ (CIS) wie eine Optikusneuritis, Myelitis oder cerebrale entzündliche Läsion kommen als Erstmanifestation einer entzündlichen demyelinisierenden Erkrankung des zentralen Nervensystems vor, betroffene Patienten haben ein hohes Risiko, eine sichere Multiple Sklerose (MS) zu entwickeln. Zum Zeitpunkt der klinischen CIS-Episode können in der Magnetresonanztomographie (MRT) vom Gehirn und Rückenmark und mittels evozierter Potentiale weitere Läsionen diagnostiziert werden, die klinisch inapparent sind. Die Triplestimulation (TST) untersucht die Pyramidenbahnfunktion mittels Magnetsstimulation des motorischen Kortex gefolgt von elektrischen distalen und proximalen Nervenstimulationen in Kollisionstechnik. Das TST-Potential wird verglichen mit einer sequentiellen Stimulation nur der peripheren Nerven, eine zentrale motorische Leitungsstörung kann mittels des Amplitudenquotienten quantifiziert werden.

Methode: Die TST wurde zum Arm (M. abductor digiti minimi) und Bein (M.abductor hallucis) bei 50 gesunden Probanden zur Etablierung von Normalwerten durchgeführt sowie bei 28 Patienten mit CIS. Die Patienten wurden klinisch einschließlich des Expanded Disability Status Score (EDSS) nach Kurtzke untersucht und MRT (des Kopfes und, wo indiziert der spinalen Achse) und visuelle (VEP) und somatosensible (SEP) evozierte Potentiale und eine transcranielle Magnetstimulation (TMS) durchgeführt. Das MRT wurde nach den Kriterien von Barkhoff/Tintore analysiert, VEP, SEP und TMS mittels unserer Labor-Normalwerte. Die Spearman Rank Korrelation wurde zur statistischen Analyse angewandt.

Ergebnisse: Normalwerte für die TST für Arme und Beine wurden anhand der Mittelwerte –2 Standardabweichungen definiert. Der EDSS der Patienten lag zwischen 0 und 4. Die MRT zeigte cerebrale oder spinale Läsionen bei 27/28 Patienten, nach den Kriterien von Barkhoff/Tintore hatten 11/29 Patienten ein initiales MRT vereinbar mit einer MS. Die TST zeigte pathologische Befunde bei 12/28 Patienten, die SEP bei 10/28, die VEP bei 9/28 und die TMS bei 3/28. Nach den Kriterien von McDonald wurde eine MS bei 17/28 Patienten in der Nachbeobachtung von 6–46 Monaten diagnostiziert.

Diskussion: Die TST ist eine geeignete Methode, um zentrale motorische Leitungsstörungen bei Patienten mit einem hohen Risiko zur Entwicklung einer MS zu diagnostizieren. Im Vergleich mit der TMS weist die TST eine höhere Sensitivität zur Detektion einer subklinischen Pyramidenbahnläsion auf.