Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P252
DOI: 10.1055/s-2007-976380

Einfluss intrakortikaler Inhibition im primären somatosensorischen Kortex auf nicht-assoziatives taktiles Lernen

B Bliem 1, M Tegenthoff 1, HR Dinse 1
  • 1Bochum

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, Veränderungen intrakortikaler Inhibition, die mit nicht-assoziativen taktilen Lernenprozessen einhergehen, zu untersuchen und mögliche Zusammenhänge aufzuzeigen.

Methoden: Nicht-assoziatives taktiles Lernen wurde durch hoch-frequente periphere taktile Stimulation induziert. Vor und nach Stimulation wurde die intrakortikale Inhibition im somatosensorischen Kortex mithilfe von somatosensorisch evozierten Potentialen (SEP) bestimmt. SEPs wurden hierbei durch gepaarte N. Medianus Stimulation mit einem Interstimulusintervall von 30ms hervorgerufen. Dabei kam es zur Suppression der zweiten Reizantwort, die als Maß für intrakortikale Inhibition im somatosensorischen System herangezogen wurde.

Zusätzlich wurde die Verbesserung des Tastsinns mithilfe der 2-Punk-Diskrimination vor und nach Stimulation getestet.

Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass Veränderungen der intrakortikalen Inhibition, induziert durch hoch-frequente periphere taktile Stimulation, abhängig sind vom Grundzustand. Bei Versuchspersonen mit niedriger Inhibition vor Stimulation nahm diese nach Intervention zu, während sie bei Versuchspersonen mit hoher Inhibition abnahm.

Ebenso wurde beobachtet, dass das Ausmaß der Verbesserung in der 2-Punkt-Diskrimination mit der intrakortikalen Inhibition zu Beginn der Messung zusammenhing. Hohe intrakortikale Inhibition vor Stimulation korrellierte mit starker Verbesserung in der taktilen Aufgabe nach Intervention.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann man sagen, dass Veränderungen intrakortikaler Inhibition durch hoch-frequente periphere Stimulation induziert werden können und vom Grundzustand abhängig sind. Auch nicht-assoziative Lernprozesse im taktilen System korrellieren stark mit der intrakortikalen Inhibition vor Stimulation.

Diese Erkenntnisse weisen auf den homeostatischen Charakter der mit Lernprozessen einhergehenden kortikalen Veränderungen hin, was für die Auswahl zielgerichteter Stimulationsprotokolle in der Neurorehabilitation von entscheidender Bedeutung ist.