Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P250
DOI: 10.1055/s-2007-976378

Diagnostischer Wert der Augenmuskel-Elektromyographie

N Galldiks 1, WF Haupt 1
  • 1Köln

Hintergrund: Die Elektromyographie (EMG) kann bei verschiedenen Fragen aller neuromuskulären Störungen eingesetzt werden. Einige Erkrankungen davon befallen die Augenmuskeln häufig isoliert oder schwerer als die Sklettmuskulatur. Das EMG der Augenmuskeln stellt eine spezielle Form der elektrophysiologischen Untersuchungstechniken dar, welche aufgrund ihrer Besonderheiten nur in wenigen Zentren durchgeführt wird. Es stellt sich die Frage, welchen diagnostischen Stellenwert das Augenmuskel-EMG bei neuromuskulären Störungen hat, die vorwiegend mit okulärer Manifestation einhergehen.

Patienten und Methode: Es wurde eine retrospektive Kohortenuntersuchung an 250 Patienten (124 Frauen; 126Männer) vorgenommen, bei denen eine Augenmuskel-EMG durchgeführt wurde.

Ergebnisse: Von den Patienten mit okulärer Symptomatik hatten 84 Patienten (34%) eine neuromuskuläre Erkrankung im engeren Sinne, weitere 84 Patienten (34%) hatten eine periphere isolierte Läsion, 26 Patienten (10%) hatten eine zentral gelegene Störung und bei 56 Patienten (22%) war die Genese vielfältig (Varia).

In der Gruppe der neuromuskulären Erkrankungen (n=84) war das EMG-Ergebnis in 58 Patienten (69%) genau zutreffend bzw. vereinbar mit der Diagnose, in der Gruppe mit peripheren und zentralen Läsionen (n=110) in 79 Patienten (72%) und in der „Varia“-Gruppe (n=56) konnte trotz aller weiteren Zusatzuntersuchungen bei 31 Patienten keine Diagnose gestellt werden. Bei den übrigen 25 Patienten war das EMG-Ergebnis in 22 Patienten (88%) genau zutreffend bzw. vereinbar mit der Diagnose.

Subgruppenuntersuchungen zeigten, dass in der Gruppe der neuromuskulären Erkrankungen insbesondere die Myositis (30 von 33 Patienten; 91%) und die Muskeldystrophie (10 von 11 Patienten; 91%) und in der Gruppe der peripheren Läsionen insbesondere die isolierte Nervenläsion (64 Patienten; 81%) positiv durch das EMG nachgewiesen werden konnten. In der Gruppe mit zentral bedingten Störungen (Hirnstamm bzw. kortikal) war das EMG bei 11 von 26 Patienten (42%) positiv. Komplikationen wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Patienten mit okulären Symptomen das EMG der äußeren Augenmuskeln insbesondere bei Erkrankungen wie Myositis, Muskeldystrophie sowie bei isolierten peripheren Nervenläsionen eine hohe diagnostische Aussagekraft hat.