Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P223
DOI: 10.1055/s-2007-976351

Gehirnaktivierungsmuster von Männern und Frauen in einer motorischen Aufgabe, untersucht mit fMRI

S Lissek 1, M Hausmann 1, F Knossalla 1, S Peters 1, V Nicolas 1, O Güntürkün 1, M Tegenthoff 1
  • 1Bochum

Geschlechtsspezifische Unterschiede der Gehirnaktivierung in kognitiven Funktionen wie Sprache, Gedächtnis und räumlich-visuelle Verarbeitung verweisen auf unterschiedliche Lateralisierungsmuster bei Männern und Frauen. In dieser Studie verglichen wir mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) die Gehirnaktivierungen von Männern und Frauen während der Durchführung einer Fingertapping-Aufgabe mit dem Ziel, potentielle Aktivierungsunterschiede bei motorischen Funktionen zu ermitteln. 33 rechtshändige Probanden (17Männer, 16 Frauen), führten drei verschiedene, zunehmend komplexere Fingertapping-Aufgaben sowohl mit der dominanten rechten wie der nicht-dominanten linken Hand durch. Leistungsunterschiede der Geschlechter bei der motorischen Aufgabe zeigten sich nur bei der Tapping-Frequenz, die bei Männern unabhängig von Aufgabe und Hand signifikant höher lag. In den übrigen motorischen Leistungsparametern (Intertap-Variabilität, Fehlerrate, Asymmetrie-Indizes für Intertap-Variabilität und Tapping-Frequenz) unterschieden sich Männer und Frauen dagegen nicht. Im Gegensatz dazu zeigten die Bildgebungsresultate signifikante Geschlechtsunterschiede in den Mustern der Gehirnaktivierung. Im direkten Vergleich zu Männern zeigten Frauen beim Tapping mit jeder Hand signifikant stärkere bilaterale/ipsilaterale kortikale Aktivierung in aufgabenrelevanten Hirnarealen. Diese ipsilaterale Mehraktivierung bei Frauen war besonders stark in komplexen Sequenzen mit der dominanten Hand. Männer dagegen wiesen im Vergleich zu Frauen generell stärkere subkortikale Aktivierung von Regionen in den Basalganglien auf. Diese Aktivierungsmuster verweisen auf potentielle Geschlechtsunterschiede in der Kontrolle motorischer Prozesse, die möglicherweise mit einem unterschiedlichen Grad an Automatisierung der Aufgabendurchführung zusammenhängen, sowie auf potentiell unterschiedliche Strategien, mit denen Männer und Frauen dennoch vergleichbare motorische Leistungen erzielen können.