Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P203
DOI: 10.1055/s-2007-976331

Motorisch kortikale Erregbarkeit bei Patienten mit Querschnittslähmung

P Krause 1, J Szecsi 1, A Straube 1
  • 1München

Kürzlich wurden bei einer Gruppe von Patienten mit Querschnittslähmung motorkortikale Reorganisationsmechanismen mittels funktioneller Kernspintomographie (fMRT) aber auch mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) untersucht. Die fMRT zeigte eine Verlagerung kortikaler Repräsentationsareale von Muskelgruppen nahe oberhalb der Querschnittsläsion auf die Areale zu, von Muskelgruppen (Beinmuskeln), die von der Läsion betroffenen sind. Mit der TMS konnte außerdem eine Zunahme kortikaler Inhibition in Muskeln weiter entfernt von der Querschnittsläsion (Arm-/Fingermuskeln) nachgewiesen werden [1]. In unserer Studie untersuchten wir ebenfalls Patienten mit Querschnittslähmung mittels TMS, um intrakortikal inhibitorische Aktivität zu messen.

Es nahmen sechs Patienten mit kompletter Querschnittslähmung teil, bei denen nach Auffinden der optimalen Stimulationslokalisation die motorischen Erregungsschwellen bestimmt wurden. Es wurden dann die kortikale Silent Period (CSP) und mittels Doppelpulsverfahren intrakortikale Inhibition (ICI), sowie Erregbarkeit (ICF) gemessen. Dies erfolgte für jede Hemisphäre. Eine Gruppe von gesunden Probanden bildete ein Kontrollkollektiv.

In unserer Untersuchung fand sich die CSP bei den Patienten länger als im Vergleich zu den gesunden Probanden (p<0,05; rechts/links 153/174ms vs. 99/108ms). Die Amplitude der motorisch evozierten Potentiale (MEP) waren bei den Patienten und Probanden gleich groß. Auffällig war außerdem eine deutlichere ICI bei den gesunden Probanden (rechts/links 47/39% des MEP) im Vergleich zu den Patienten (rechts/links 64/93%), jedoch statistisch nicht signifikant. Die ICF ergab bei Patienten und Probanden keine Unterschiede.

Zusammenfassend können wir einen Teil der früheren [1] TMS-Ergebnisse bestätigen. Die CSP als Phänomen kortikospinaler Fasern ist bei Patienten mit Querschnittslähmung signifikant länger. Hingegen zeigt sich dieser Unterschied nicht bei der Messung der intrakortikalen Hemmung. Diese ist bei den Probanden deutlicher. Da ein Teil, das erste Drittel, der CSP ein überwiegend spinalmotorisches Phänomen ist, können diese Ergebnisse eine Diskussionsgrundlage bzgl. der beteiligten spinalmotorischen Zentren im Zusammenspiel spinokortikal inhibitorischer Mechanismen bilden.

[1] Lotze et al., 2006.