Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - V26
DOI: 10.1055/s-2007-976299

Induzierte Gamma-Oszillationen im primären somatosensorischen Kortex als Korrelat der Schmerzwahrnehmung

M Ploner 1, J Gross 1, L Timmermann 1, A Schnitzler 1
  • 1Düsseldorf

Erfolgreiches Verhalten beruht auf der Auswahl und bevorzugten Verarbeitung relevanter sensorischer Information. Die kortikale Repräsentation relevanter sensorischer Information ist mit induzierten neuronalen Oszillationen im gamma-Frequenzband in Verbindung gebracht worden. Man vermutet, dass diese induzierten gamma-Oszillationen eher die perzeptiven Charakteristika als die physikalischen Reizeigenschaften eines sensorischen Reizes wiedergeben. Schmerz ist von unabdingbar hoher behavioraler Relevanz und sollte somit stets eine bevorzugte zerebrale Verarbeitung erfahren. In der aktuellen Studie haben wir den möglichen Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Schmerz und induzierten gamma-Oszillationen untersucht. Unter Verwendung der Magnetenzephalographie wurden schmerzinduzierte gamma-Oszillationen lokalisiert und charakterisiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass selektiv nozizeptive Schmerzreize gamma-Oszillationen zwischen 60 und 95Hz im primären somatosensorischen Kortex (S1) induzieren. Die Amplituden schmerzinduzierter gamma-Oszillationen variieren mit der Reizintensität und der Schmerzwahrnehmung. Reize mit schmerzschwellennahen Intensitäten induzierten signifikant stärkere gamma-Oszillationen, wenn sie wahrgenommen wurden als wenn sie nicht wahrgenommen wurden. Die Amplituden der inzwischen gut charakterisierten schmerzevozierten S1-Antworten unterschieden sich hingegen nicht zwischen wahrgenommenen und nicht wahrgenommenen Reizen. Diese Ergebnisse zeigen, dass Schmerz gamma-Oszillationen in S1 induziert, die eher die subjektive Reizwahrnehmung als die objektiven Reizcharakteristika widerspiegeln. Unsere Befunde unterstützen die Hypothese, dass induzierte gamma-Oszillationen in Verbindung mit der Perzeption behavioral relevanter und zerebral bevorzugt verarbeiteter Reize stehen.