Einleitung: Die Zunahme des weltweiten Tourismus damit importierter Tropenkrankheiten und Parasitosen
stellt eine zunehmende Herausforderung an den behandelnden Arzt und Ultraschalluntersucher
dar.
Insbesondere das Wissen um die Bildmorphe derartiger Erkrankungen erleichtert die
Differentialdiagnose und -therapie. Fallbeispiel: ein 46 Jahre alter Tropenrückkehrer
aus Costa Rica stellte sich mit einer 4cm großen, unklaren, furunkelähnlichen Schwellung
am behaarten Kopf in unserer Tropenambulanz vor.
Klinisch und anamnestisch war die Läsion gut mit einer Myiasis durch Dermatobia hominis
vereinbar. Trotz eines Therapieversuches mit Paraffinöl ließ sich die Larve nicht
darstellen bzw. herausquetschen.
Methoden: Neben der gründlichen physikalischen Untersuchung kamen Ultraschalluntersuchungen
(B-Mode, Power und FKDS-Mode) mit den Geräten (SonoSite Titan, SonoSite, Bothell,
WA, U.S.A.; Siemens Elegra, Erlangen, Germany) und ein Untersuchungsmodell (Lammrücken
mit implantierten Larven als Untersuchungsobjekt) zum Einsatz.
Ergebnisse: Die erneute Abklärung der Schwellung und die Entscheidung zur chirurgischen Exzision
sollte durch eine Ultraschalluntersuchung erfolgen.
In der Erstuntersuchung durch einen unerfahrenen Ultraschaller konnte keine wegweisende
Diagnose gefunden werden. Daher wurde als Untersuchungsmodell zunächst eine schon
explantierte tote Larve in ein Ileopsoas-Muskelmodell (Lammrücken) implantiert und
dann mit 5–10MHz Schallköpfen untersucht:
Typische Kennzeichen der Dermatobia-Larve waren in diesem Modell ein echoreiches,
segmentiertes Band mit distalem Schallschatten.
In der Patientenuntersuchung konnten genau diese Kennzeichen in der Schwellung lokalisiert
und die Larve dann erfolgreich und zielgenau chirurgisch entfernt werden.
Ein weiterer Patient zeigte nach Tropenaufenthalt in Belize, Honduras und Guatemala
4 furunkelartige Läsionen, die im Ultraschall genau jene Kennzeichen aufwiesen.
Darüberhinaus fanden sich geringe Bewegungen dieser als segmentierte Bänder imponierenden
Larven. Die Farbdopplersonographie konnte zudem eine Art Endolymphstrom in der Larve
nachweisen und so zur exakteren Lokalisation dienen.
Diskussion und Folgerungen: Ultraschall kann zur Differntialdiagnose und dann -therapie bei der nicht afrikanischen
Myiasis durch Dermatobia beitragen. Sowohl tote als auch lebende Larven (mit im FKDS
detektierbaren Endolymphstrom) können abgegrezt, sicher identifiziert und der chirurgischen
Exzision zugeführt werden.
Insbesondere bei Tropenrückkehrern mit unklaren Furunkeln bietet der Ultraschall ein
schnelles und sicheres Verfahren zur Differntialdiagnose des unklaren Tumors.