Pneumologie 2007; 61 - P230
DOI: 10.1055/s-2007-973325

Vergleichende Untersuchungen zum Weaning von Beatmungspatienten mit COPD bzw. cerebralen Störungen auf einer interdisziplinären pneumologisch/neurologischen Intensivstation

G Nilius 1, KJ Franke 1, KH Rühle 1
  • 1Klinik-Ambrock, Hagen

Einleitung und Fragestellung:

Patienten mit COPD bzw. schweren Hirnschädigungen vaskulärer oder traumatischer Genese entwickeln aus verschiedenen Gründen (schwergradige Exacerbation, Pneumonie, Aspiration, zentral bedingte Hypoventilation) eine ventilatorische oder respiratorische Insuffizienz, die eine Beatmung erfordern. Diese Erkrankungen machen einen hohen Prozentsatz der Patienten aus, die auf einer interdisziplinären pneumologisch/neurologischen Intensivstation vom Respirator entwöhnt werden sollen. Da die Ursache der ventilatorischen Störung verschiedene Ursachen hat, dürfte auch das Ergebnis des weanings Unterschiede aufweisen. Wir bildeten verschiedene Kategorien zum outcome, nämlich 1) vollständige Entwöhnung mit Spontanatmung 2) nicht invasive Maskenbeatmung 3) Tracheal-Kanüle ohne Beatmung 4) Tracheal-Kanüle mit nächtlicher Beatmung 5) Tracheal-Kanüle mit 24 Stunden Beatmung.

Methodik: In der Zeit vom 1.1.2006 bis zum 12.7.2006 wurden alle 160 aufgenommenen Patienten analysiert. Der SAPS II-Score lag bei 39,8+/-9,4. Der Mittelwert der Beatmungstage vor Aufnahme lag bei 26,5+/-28,8 Tage.

Es fand sich folgende prozentuale Verteilung von Erkrankungen: COPD 31%, Pneumonie und sonstige Lungenerkrankungen 26%, zerebraler Insult 19%, Herzinsuffizienz 9%, „critical illness“Polyneuropathie (CIP) 9%, sonstige neurologische Erkrankungen (Läsion des Rückenmarks, Guillain-Barre-Syndrom GBS und neuromuskuläre Erkrankungen) 6%.

Die Patienten mit COPD und mit zerebralem Insult wurden hinsichtlich ihres Outcome verglichen.

Ergebnisse (siehe Tabelle 1): COPD Patienten wurden häufiger nicht invasiv beatmet und hatten eine wesentlich höhere Mortalität. Die Patienten mit zerebralen Schädigungen wiesen einen höheren Prozentsatz von Entlassungen ohne Beatmung auf, aber in einem höheren Prozentsatz musste die Trachealkanülle verbleiben.

Alle Patienten

COPD

Cerebraler Insult

Anzahl n

160

49

31

Outcome

Ohne Beatmung (%)

24,3

14,3

29,0

Nicht-invasive Beatmung (%)

10,6

16,3

3,2

Trachealkanüle ohne Beatmung (%)

20,6

4,1

41,9

Trachealkanüle mit Beatmung <24h (%)

6,9

10,2

6,5

Trachealkanüle mit Beatmung>24h (%)

10,6

12,2

9,6

Verstorben (%)

15,0

42,8

9,6

Schlussfolgerungen: Der Erfolg der Respirator-Entwöhnung bei zerebralem Insult liegt im Vergleich zu COPD Patienten wesentlich höher. Die weiterbestehende Schluckstörung nach zerebralen Schädigungen führt zu einem hohen Prozentsatz von Trachealkanülen-Trägern ohne Beatmung zur Verhinderung der drohenden Aspiration.