Pneumologie 2007; 61 - V200
DOI: 10.1055/s-2007-973123

Tetrahydrothiophen (THT) als Ursache von Berufsasthma

C Bittner 1, X Baur 1
  • 1Ordinariat und Zentralinstitut für Arbeitsmedizin, Universität Hamburg

Einleitung:

Tetrahydrothiophen (THT; C4H8S) wird aufgrund seines intensiven und unangenehmen Geruchs zur Gasodorierung verwendet. Vereinzelte Beobachtungen beim Menschen berichten u.a. über Übelkeit, Erbrechen, Husten, Atembeklemmung, Kopfschmerzen, Schwindel und Alkoholunverträglichkeit nach THT-Inhalation. Nach den neuesten Angaben der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Stoffe wurde auf Grundlage von Tierversuchen der Arbeitsplatzgrenzwert mit 50 ppm festgelegt. Im Rahmen zweier Gutachtenfälle sollte die Frage beantwortet werden, ob THT Ursache für Berufsasthma war.

Methoden:

Bei zwei Patienten wurden eine Krankheits- und Arbeitsanamnese erhoben sowie eine körperliche Untersuchung, Routine-Labor, Lungenfunktionsuntersuchung und Bronchospasmolyse, Spiroergometrie, serologische und Haut-Allergietests, EKG und Röntgen-Thorax-Untersuchungen durchgeführt.

Ergebnisse:

Beide Patienten (71 und 59 Jahre alt) waren als Klempner zwischen 1968 und 71 bzw. 1970 bis 82 bei den Stadtwerken für die Erdgasodorierung zuständig gewesen, wobei es in beiden Fällen regelmäßig zu Übelkeit, Erbrechen, Augenbrennen und -tränen, Nasenlaufen, Hustenanfällen und Atemnot kam. Vom Technischen Aufsichtsdienst wurde die Expositionshöhe während der Odorierung zwischen 10 und 15mg/m3 geschätzt. In beiden Fällen konnten neben einer chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems diagnostiziert werden.

Schlussfolgerungen:

Für eine Verursachung der obstruktiven Atemwegserkrankung durch das Odorierungsmittel THT spricht v.a. der zeitliche Zusammenhang. Ob die Herzrhythmusstörungen auch in einem kausalen Zusammenhang stehen, bleibt unklar. Bei aktuell Exponierten sollte eine kardiopulmonale Diagnostik mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen erfolgen. Es ist fraglich, ob die beobachtete Dosis-Wirkungs-Beziehung an der Ratte auf den Menschen übertragbar ist, oder ob im letzten Fall nicht bereits geringere Expositionen schädigende Wirkungen ausüben.