Fragestellung: Sexuelle Gewalterfahrungen zeigen deutliche Auswirkungen auf eine Schwangerschaft
und eine Entbindung. Nach persönlichen Erfahrungsberichten zeigen sich darüber hinaus
auch Auswirkungen auf das Stillen. Diese Auswirkungen wurden über die vorliegende
Untersuchung exploriert.
Methodik: Ein für diese Studie entwickeltes Fragebogeninventar wurde von 85 Frauen mit sexuellen
Gewalterfahrungen in der Kindheit und 170 Kontroll-probandinnen ausgefüllt. Die statistische
Auswertung erfolgte mittels Wilcoxon und Fishers exact test.
Ergebnisse: Von den 163 Kindern der Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen wurden 89,6% (146)
und von den 326 Kindern der Kontrollprobandinnen 91,1% (297) gestillt. Dieser Unterschied
ist statistisch nicht signifikant. Die mittlere Dauer des Stillens betrug bei den
Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen 6,4 Monate (SD: 6,1, Range: 0,5–45) und bei
den Kontrollprobandinnen 5,8 Monate (SD: 5,2, Range: 1–68; nicht signifikant). Bei
20% (17) der betroffenen Frauen löste Stillen Erinnerungen an ursprüngliche Gewaltsituationen
aus.
Schlussfolgerung: Obwohl sexuelle Gewalterfahrungen das Stillen im Einzelfall ungünstig beeinflussen
können, wirken sich solche Erfahrungen quantitativ weder auf die Häufigkeit der Initiierung
des Stillens noch auf die Dauer des Stillens aus.