Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - FV_24
DOI: 10.1055/s-2007-972102

Beeinträchtigungen des sexuellen Erlebens bei Frauen mit HIV/AIDS

U Sonnenberg-Schwan 1, M Müller 2, R Kästner 2, A Gingelmaier 2
  • 1Sektion ALL AROUND WOMEN SPECIAL der DAIG e.V., München
  • 2Universitätsfrauenklinik der LMU München Innenstadt, München

Fragestellung: Beeinträchtigungen des sexuellen Erlebens bzw. sexuelle Funktionsstörungen werden von Männern und Frauen mit HIV/AIDS häufig berichtet. Studien mit Männern weisen auf Zusammenhänge mit der antiretroviralen Therapie, aber auch mit psychologischen und psychosozialen Faktoren hin, bei Frauen liegen bisher nur vereinzelte Studienergebnisse vor.

Methodik: Mittels umfangreicher qualitativer Fragebögen wurden 75 HIV-positive Frauen und eine Kontrollgruppe von 63 HIV-negativen Frauen befragt. Erfasst wurden u.a. Häufigkeit und Art von Beeinträchtigungen des sexuellen Erlebens, Symptome und Medikamentennebenwirkungen, Kinderwunsch, Lebensqualität, subjektives Körpererleben, Verhütungsverhalten und partnerschaftliche Kommunikation.

Ergebnisse: Obwohl in beiden Gruppen jeweils ein Drittel der Frauen das sexuelle Erleben insgesamt als nicht zufriedenstellend beschreibt, zeigen HIV-positive Frauen eine höhere Belastung in verschiedenen Bereichen ihrer sexuellen, physischen und emotionalen Gesundheit. Häufig fühlen sie sich durch Gefühle der Schuld, Scham und Angst beeinträchtigt, nicht wenige Frauen verzichten völlig auf partnerschaftliche Sexualität. Erfahrungen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt werden von HIV-positiven Frauen häufiger berichtet.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse machen deutlich, dass der sexuellen Gesundheit HIV-positiver Frauen sowohl im medizinischen als auch im psychotherapeutischen und beraterischen Kontext mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.