Zusammenfassung
Coaching anzubieten, um seinen Leistungskatalog und damit auch seine Einkommensmöglichkeiten
zu erweitern, ist keine triviale Entscheidung. Denn die Entwicklung und Verbreitung
aller Interventionsformate reagieren nicht nur auf einen gesellschaftlich bestehenden
Interventionsbedarf, sie stellen ihn immer auch her. Daraus erwächst die Verantwortung,
entsprechende Angebote an begründete Indikationen und Kontraindikationen zu binden,
die in dem Bewusstsein erfolgen, dass alle Interventionsformate nicht nur nicht nutzen,
sondern sogar schaden können. Ob ein Interventionsformat professionell gehandhabt
wird, erweist sich nicht zuletzt an den erhobenen und praktisch befolgten interventionsethischen
Maßstäben. Damit sollen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten nicht davon abgehalten
werden, sich als Coaches zu betätigen. Aber auch dieses Interventionsformat will gelernt
sein. Dass Coaching noch lange nicht so weit konzeptualisiert und evaluiert ist wie
Psychotherapie, rechtfertigt es nicht, psychotherapeutische Techniken einfach zu übertragen.
Schlüsselwörter
Beratene Gesellschaft - Leitungskräfte als Beziehungsarbeiter - Leitungscoaching -
Interventionstechniken - Professionalisierung
Literatur
- 1 Bennett R J, Robinson S L.
The past, present, and future of workplace deviance behavior. In: Greenberg J (Hrsg) Organizational behaviour: The State of the Science. Hillsdale,
NJ; Lawrence Erlbaum 2003: 247-281
- 2 Böning U.
Coaching: Der Siegeszug eines Personalentwicklungs-Instruments. Eine 10-Jahres-Bilanz. In: Rauen C (Hrsg) Handbuch-Coaching. 2. überarb. Aufl. Göttingen; Hogrefe 2002:
21-43
- 3 Grant A M. Towards a Psychology of Coaching. 2001. http://www.psych.su.oz.au/psychcoach/Coaching_review_AMG2001.pdf
- 4 Illouz E. Gefühle im Zeitalter des Kapitalismus. Frankfurt am Main; Suhrkamp 2006
- 5 Kets de Vries M.
Wenn ich führe, wird mir jemand folgen?. In: Kets de Vries M Leben und Sterben im Business. Düsseldorf; Econ 1996: 25-34
- 6 Künzli H.
Wirksamkeitsforschung im Führungskräfte-Coaching. In: Lippmann E (Hrsg) Coaching. Angewandte Psychologie für die Beratungspraxis. Heidelberg;
Springer 2006: 280-294
- 7 Peletier B. The Psychology of Executive Coaching. Theory and Application. New York;
Routledge 2001
- 8 Pinchot G. Intrapreneuring: Why you don't have to leave the corporation to become
an entrepreneur. New York; Harper & Row 1985
- 9 Pühl H.
Einzel-Supervision - Coaching - Leitungsberatung: Drei Begriffe für dieselbe Sache. In: Pühl H (Hrsg) Handbuch der Supervision. 2. überarb. Aufl. Berlin; Edition Marhold
2000: 100-111
- 10
Rousseau D M.
Psychological and implied contracts in organizations.
Employee Responsibilities and Rights Journal.
1989;
2
121-139
- 11 Schreyögg A.
Der Coach als Dialogpartner von Führungskräften. In: Buer F, Siller G (Hrsg) Die flexible Supervision. Wiesbaden; VS 2004: 101-121
- 12 Schützeichel R, Brüsemeister T. Die beratene Gesellschaft. Zur gesellschaftlichen
Bedeutung von Beratung. Wiesbaden; VS 2004
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl
Sigmund-Freud-Institut
Myliusstraße 20
60323 Frankfurt am Main
Email: r.haubl@sigmund-freud-institut.de