Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A106
DOI: 10.1055/s-2007-970725

Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) in der Praxis einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik

J von Wahlert 1, R Mestel 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin Bad Grönenbach, Bad Grönenbach

Seit zehn Jahren wird die Achse III und Achse IV der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD, 2004) im klinischen Alltag zur Eingangsdiagnostik, für die Abteilungszuweisung und zur Fokussierung der Behandlungsziele eingesetzt. Die Mitarbeiter werden kontinuierlich durch zertifizierte OPD-Referenten trainiert. Bis Ende 2005 wurden 7.339 Patienten systematisch nach OPD diagnostiziert. Drei Anwendungsgebiete dieser Diagnostik werden skizziert: 1. Die Differenzierung nach Strukturniveau führt bei überwiegend geringer Integration zu einer Aufnahme in die Abteilung für strukturell gestörte Patienten. 18,1% (n=1,325) der aufgenommenen Patienten wurden diesem Setting zugewiesen. Die detaillierte Analyse des Strukturniveaus ermöglicht die Erstellung eines individuellen Programms als Bestandteil der Therapieplanung, welches in das bestehende Konzept der Borderline-Therapie (Votsmeier-Röhr, 2001) integriert wurde. Gemäß der Ausprägungen der Subdimensionen der Strukturachse wird der Fokus der Behandlung bestimmt (siehe OPD–2, 2006). 2. Die Diagnostik der Konflikte bei Patienten mit guter oder mäßiger struktureller Integration dient zur Fokusbestimmung in Zusammenhang mit der Erarbeitung dysfunktionaler Beziehungsmuster. Als häufigster Konflikt dieser Gruppe trat der Selbstwertkonflikt auf (57,4%) gefolgt von den Konflikten Autonomie/Abhängigkeit, Unterwerfung/Kontrolle und Versorgung/Autarkie mit jeweils 35–39%. Die Konfliktdiagnostik ist Ausgangspunkt für die prozesshafte, erlebnisorientierte Bearbeitung der Grundkonflikte. 3. 16,7% der Patienten (n=1,229) weist strukturell eine mäßige bis geringe Integration. Hier wird ein abgestuftes Vorgehen gewählt, das eine Modifikation des Therapiefokus im Laufe des Prozesses zulässt. Je nach Thema werden in der aktuellen Bearbeitung Interventionen aus der Strukturbezogenen Psychotherapie (Rudolf & Horn, 2006) oder aus der Emotionszentrierten Konfliktbearbeitung (Greenberg, Rice & Elliott, 2003) gewählt.

Literatur: Greenberg, L. S., Rice, L. N. & Elliott, R. (2003). Emotionale Veränderung fördern. Grundlagen einer Prozeß- und erlebnisorientierten Therapie. Paderborn: Junfermann. OPD (2004). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (4. Auflage). Bern: Huber. OPD-2 (2006). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik – Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung. Bern: Huber. Rudolf, G. & Horn, H. (2006). Strukturbezogene Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer. Votsmeier-Röhr, A. (2001): Stationäre psychodynamisch-erfahrungs-orientierte Therapie bei Borderline-Störungen. Das Grönenbacher Modell. In: Dammann, G. & Janssen, P.L. (Hrsg.): Psychotherapie der Borderline-Störungen (S. 178-190). Stuttgart: Thieme.