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DOI: 10.1055/s-2007-970714
Geschlechtsidentität, Körpererleben und psychische Symptombelastung bei erwachsenen Personen mit verschiedenen Formen der Intersexualität
Unter dem Begriff der Intersexualität sind verschiedene Erscheinungsformen subsumiert, bei denen die geschlechtsdeterminierenden und geschlechtsdifferenzierenden Merkmale eines Menschen nicht alle eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht entsprechen. Dabei können eine Untervirilisierung bei Personen mit XY-Karyotyp, eine Übervirilisierung bei Personen mit XX-Karyotyp oder Chromosomenaberrationen (z.B. 46,XY/46,XX), bei denen die gleichzeitige Entwicklung männlicher und weiblicher Geschlechtsmerkmale möglich ist, vorliegen.
Im Rahmen der Hamburger Studie zur Intersexualität werden erwachsene Personen mit verschiedenen Formen der Intersexualität (z.B. Gonadendysgenesien, Störungen der Androgenbiosynthese, Androgeninsensitivität, Adrenogenitales Syndrom) retrospektiv zu Behandlungserfahrungen und Lebensqualität befragt. Nach einem ausführlichen Gespräch beantworten die Teilnehmenden ein Fragebogeninstrument, das u.a. das Brief-Symptom Inventory, den Fragebogen zum Körpererleben (FBeK, Strauß & Richter-Appelt, 1996) sowie einen Fragebogen zur Geschlechtsidentität (Richter-Appelt et al., 2005) enthält. Im Anschluss an die Befragung wird ein Nachgespräch durchgeführt, ggf. weitere Gespräche angeboten.
Ergebnisse der Studie von vorerst 37 Personen zu Geschlechtsidentität, Körpererleben und psychischer Symptombelastung werden präsentiert. Die Personen der Stichprobe zeigen mehrheitlich ein beeinträchtigtes Körpererleben sowie klinisch relevante Werte psychischer Symptombelastung. Über 1/3 zeigt eine erhöhte Unsicherheit der Geschlechtsidentität. Bei Betrachtung der einzelnen Formen der Intersexualität zeigen sich Unterschiede in und zwischen den Subgruppen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, in der medizinischen Behandlung und psychosozialen Versorgung dieser Patientengruppe eine besonders individuelle und Fallbezogene Haltung einzunehmen. Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Psychotherapie von Personen mit Intersexualität werden diskutiert.
Literatur: Franke, G.H. (2000). BSI - Brief Symptom Inventory von L.R. Derogatis. Deutsche Version – Manual. Göttingen: Beltz Test. Richter-Appelt, H., Discher, D. & Gedrose, B. (2005). Gender identity and recalled gender related childhood play-behaviour in adult individuals with different forms of intersexuality. Anthropologischer Anzeiger, 63 (3), 241-256. Richter-Appelt, H., Brinkmann, L. & Schützmann, K. (2006). Elterliche Bindung in der Kindheit und psychische Symptombelastung in einer Stichprobe von Erwachsenen mit Intersexualität. Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie, 56, 1-11. Richter-Appelt, H. (2004). Intersexualität und Medizin. Erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Zeitschrift für Sexualforschung, 17, 239–257. Strauß, B. & Richter-Appelt, H. (1996). Der Fragebogen zur Beurteilung des eigenen Körpers (FBeK). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe.
Geschlechtsidentität - Intersexualität - Körpererleben - Lebensqualität - psychische Symptombelastung