Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A076
DOI: 10.1055/s-2007-970695

Die Entwicklung von Therapiezielen und Selbstregulationsstrategien während der stationären Psychotherapie und ein Jahr danach

K Pöhlmann 1, P Joraschky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“, Dresden

Die Optimierung von Selbstregulationsprozessen ist ein schulenübergreifendes Ziel von Psychotherapie. Allerdings werden Selbstregulationsprozesse in der Psychotherapieforschung bisher kaum untersucht. In der Studie wurde analysiert, (a) wie mittelfristige Ziele und Therapieziele der Patienten zu Beginn der Therapie aussehen und wie sie sich im Verlauf der Therapie und ein Jahr nach der Therapie entwickeln, (b) ob sich die Selbstregulationsstrategien von Psychosomatik-Patienten (N=431, 74% Frauen) in der stationären Psychotherapie in der Akutbehandlung von denen Gesunder (N=620; 56% Frauen) unterscheiden und (c) wie sich die Strategien während der Psychotherapie und im Jahr danach verändern. Daten der 1-Jahres-Katamnese liegen von 120 Patienten vor. Die Therapieziele bzw. das wichtigste Ziel der Gesunden wurden durch ein idiografisch-nomothetisches Vorgehen erfasst. Die Selbstregulationsstrategien zur Erreichung des Therapieziels bzw. des wichtigsten Ziels wurden anhand der Goal Systems Assessment Battery (Karoly & Ruehlmann, 1995; Pöhlmann, 1996) durch neun Dimensionen (u.a. Wichtigkeit, Selbstwirksamkeit, Selbstaufmerksamkeit, emotionale Aktivierung) abgebildet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten zu Beginn der Therapie ineffektivere Selbstregulationsstrategien einsetzen (z.B. geringere Selbstwirksamkeit, mehr Selbstkritik, höhere negative Aktivierung) als Gesunde. Patienten formulieren außerdem am Anfang der Therapie mehr Vermeidungsziele und mehr Persönlichkeitsentwicklungsziele als Gesunde. Im Verlauf der Therapie wird das Zielspektrum der Patienten inhaltlich breiter und sie setzen effektivere Strategien ein: die Selbstwirksamkeit steigt, die Selbstkritik wird geringer und die negative Aktivierung durch das Therapieziel nimmt ab. Die Veränderungen bleiben ein Jahr nach der Therapie stabil.