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DOI: 10.1055/s-2007-970661
Komplizierte Trauer als Ursache von Depression?
Epidemiologische Studien zeigen, dass die Bewältigung von traumatischen Verlusterlebnissen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Depressionen einhergehen kann (Li et al, 2003, 2005). Unverarbeitete Verluste können somit einen auslösenden Faktor für depressive Erkrankungen darstellen. Ziel der hier vorgestellten Studie war es, die Zusammenhänge zwischen depressiven Erkrankungen und Patienten mit komplizierten Trauerverläufen genauer zu erfassen. Vor diesem Hintergrund wurde die bisher einzige Querschnittsuntersuchung zum Vorliegen komplizierter Trauerverläufe bei depressiven Patienten durchgeführt.
Methodik:
103 stationär wegen einer unipolaren Depression behandelte Patienten wurden mit Hilfe von Selbst- und Fremdeinschätzungsinstrumenten hinsichtlich ihrer depressiven Symptomatik (SKID, BDI, MADRS), ihrer Trauersymptomatik (ICG, CGM), des traumatischen Erlebens IES-R) und ihrer Angstsymptomatik (STAI, HAMA) untersucht. Darüber hinaus wurden die subjektive Beeinträchtigung durch körperliche und psychische Symptome (BSI) sowie das Ausmaß an sozialer Unterstützung (F-SOZU) erfasst.
Ergebnisse:
Alle untersuchten Patienten wiesen einen Verlust auf. Dabei unterschieden sich Patienten mit komplizierten Trauerverläufen hinsichtlich des Ausmaßes der Depression, des traumatischen Erlebens und der Angstsymptomatik signifikant von Patienten ohne komplizierte Trauer. Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich ihres Geschlechts, des Alters, der Religiosität und der sozialen Unterstützung.
Transfer:
Die vorgestellten Korrelationen weisen darauf hin, dass bei der psychotherapeutische Behandlung depressiver Patientin das Vorliegen unverarbeiteter Verlusterlebnisse erhoben werden sollte, um Patienten mit unbewältigten Verlusten und komplizierten Trauerverläufen zu identifizieren und so eine spezifische psychotherapeutische Behandlung zu ermöglichen.
Literatur
Literatur: Li J, Precht H, Mortensen PB, Olsen J (2003) Mortality of parents after death of a child in Denmark: a nationwide follow-up study. Lancet;361:363-367. Li J, Laursen TM, Precht DH, Olsen J, Mortensen PB (2005) Hospitalization for mental illness among parents after the death of a child. N Engl J Med 352:1190-1196
Depression - complicated grief