Die Symptom-Checkliste–90-R ist ein häufig zum screening nach psychischen Störungen verwendeter Fragebogen. Erhebliche Test-statistische Mängel der verschiedenen Subskalen bei Patienten mit chronischen Schmerzen und in der Allgemeinbevölkerung werfen die Frage nach der Angemessenheit des Bogens im psychosomatischen Konsilbereich auf. Es werden die sechs Subskalen „Somatisierung“, „Zwanghaftigkeit“, „Unsicherheit“, „Depressivität“, „Ängstlichkeit“ und „Phobische Angst“ mit den entsprechenden ICD–10 Diagnosen bei 500 Patienten verglichen.
Als Ergebnisse zeigen sich relativ niedrige Werte für die Diskriminationsfähigkeit der SCL–90-R. Die sechs ausgewählten Skalen der SCL–90-R weisen Flächen unter den Kurven im Bereich zwischen 0,62 und 0,73 auf. Die Skala „Phobische Angst“ zeigt dabei die höchste Diskriminationsfähigkeit. Vergleichsweise hohe Werte erzielen ebenfalls die Skalen Depressivität, Angst und Soziale Phobie (0,67–0,70), während die spezifischen Skalen Somatisierung und Zwanghaftigkeit eher niedrigere Werte aufweisen (0,62 und 0,63).
Zusammenfassend ist die SCL–90-R für den Psychosomatischen Konsil- und Liaisondienst ungeeignet. Mit Ausnahme der Skala „Phobische Angst“ lassen überraschenderweise gerade die eher spezifischen Skalen wie „Somatisierung“ und „Zwanghaftigkeit“ fast jede Spezifität vermissen. Aber auch Skalen wie Phobische Angst, Unsicherheit, Depressivität oder Ängstlichkeit erreichen mit Werten um 0,70 keine zufriedenstellende Diskriminationsfähigkeit. Der praktische Nutzen der SCL–90-R zum Screening in einer psychosomatischen Klinik ist damit gering.