Pneumologie 2007; 61 - A8
DOI: 10.1055/s-2007-970612

Erkrankungen der Nasennebenhöhlen – Gibt es ein sinubronchiales Syndrom?

J Mainz 1
  • 1Friedrich-Schiller-Universität, Jena, Deutschland

Im klinischen Alltag wird immer wieder die Diagnose eines sinubronchialen Syndroms gestellt. Diese, fast ausschließlich im deutschsprachigen Raum verwendete Diagnose ist jedoch nicht einheitlich definiert und wird kontrovers diskutiert. Dem Begriff des sinubronchialen Syndroms liegt die Beobachtung zugrunde, dass die tiefen Atemwege durch rhino- sinugene Erkrankungen beeinflusst werden. Grundlegend scheinen verschiedene Pathomechanismen in unterschiedlichem Maß wirksam zu sein.

Im Folgenden erörtern wir den Stellenwert rhinusinusitischer Beschwerden und diskutieren Pathomechanismen ihrer Korrelation zu Beschwerden der unteren Atemwege.

Die wegen regelmäßiger Beteiligung der Nasengänge besser als Rhinusinusitis zu bezeichnende Sinusitis, ist eine äußerst häufige Erkrankung mit steigender Prävalenz. Im Jahr 2001 wurde in Deutschland 6300000 mal die Diagnose einer akuten- und 2600000 einer chronischen Sinusiltis gestellt. Dabei werden Beschwerden der oberen Atemwege oft trivialisiert. Überraschend sind da Studienergebnisse von Glicklich, der feststellt, dass die Lebensqualität durch eine cRS stärker eingeschränkt wird, als durch eine Herzsuffizienz oder andere schwere Erkrankungen.

Chronisch rezidivierende Rhinusinusitiden treten gehäuft im Rahmen atopischer Erkrankungen auf. Die allergische Rhinitis ist die häufigste atopische Erkrankung, die in den USA inzwischen 10–30% der Erwachsenen und bis zu 40% der Kinder betrifft. Sie geht oft dem Asthma voraus, was häufig fälschlicherweise als Etagenwechsel bezeichnet wird, tatsächlich aber keinem „Wechsel“ sondern einem „Zugewinn“ von Symptomen entspricht. Dieser sinubronchiale Zusammenhang allergischer Symptome ist auch anhand ähnlicher Zytokinmuster der allergischen Entzündung nachweisbar. Die Gründung eines WHO-Netzwerkes mit dem Namen: „Allergic Rhinitis and its impact on Asthma“ (ARIA) unterstreicht, dass das Zusammenwirken der oberen und unteren Atemwege größere Beachtung finden sollte.

Neben dem atopischen Formenkreis zeigen angeborene Clearancestörungen, wie die primäre ziliäre-Dyskinesie (PCD) und die Mukoviszidose (CF) den Zusammenhang der oberen und unteren Atemwege. Störungen der Zilienfunktion führen auf allen Etagen zur chronischen bakteriellen Entzündung mit den Folgen einer chronischen Rhinosinusitis und Bronchiektasenbildung.

Ähnlich wirkt sich die verstärkte Viskosität der Sekrete bei Mukoviszidose auf die oberen und unteren Atemwege aus. Ein Zusammenhang zwischen der bakteriellen Keimbesiedlung der oberen und unteren Atemwege wird vermutet. Derzeit führen wir eine multizentrische Studie zur genotypischen Klärung dieser Korrelation durch.

Neben diesen grundlegenden Fragestellungen werden in Rahmen des Vortrags bewährte und neue konservative Methoden zur Therapie der oberen Atemwege erläutert.